4 Wie schon im 17. Jahrhundert, so gab es wegen Errichtung oder Anderung vonWehranlagen an der Steyr auch in diesen Jahrzehnten mitunter heftige Zer¬ würfnisse zwischen den Besitzern der Rohrhämmer in Unterhimmel und den Werk¬ inhabern am Wehrgraben in Steyr. Durch das Wassergericht der Herrschaft Steyr wurden die Streitigkeitengewöhnlich für eine Zeitlang geschlichtet, eine endgültige Beilegung des Konfliktes kam erst 1787 zustande.!) Erwähnt sei auch, daß es den Rohrschmieden ab und zu an Feuerungsmaterial mangelte und die Armaturen¬ verleger deshalb bei der Herrschaft Steyr vorstellig werden mußten.) Nach Pritz wurden im Jahre 1786 die Rohrhämmer Penzensteins vom Aerar angekauft und einer k. k.Feuergewehrs=Fabriksdirektion unterstellt.!“) Eine Neuerung in der Steyrer Gewehrindustrie bedeutete auch das 1788 er¬ richtete „Büchsenmacher=Lehrlings=Institut“. Es wurde im ehemaligen Kolleg der Jesuiten untergebracht und bestand bis zum Jahre 1824.1) Die Blankwaffen=Erzeugung Das kaiserliche Armaturswerk umfaßte im 18. Jahrhundert vorwiegend nur mehr jene Handwerker, die an der Flintenerzeugung beteiligt waren. Pistolen, Kürasse und Blankwaffen konnten die Produzenten selbst verhandeln oder an einen Großhändler verkaufen.!) Sie waren also, wie aus den Quellen hervorgeht, nicht verplichtet, ihre Erzeugnisse dem kaiserlichen Armaturenverleger allein anzubieten. Mit der Anfertigung und Ausstattung der Blankwaffen, die in der Haupt¬ sache auf Säbel, Degen und Bajonette beschränkt blieb, befaßten sich Schwert¬ und Kreuzschmiede, Schwertfeger, Schleifer, Polierer und Scheidenmacher. In Steyr besaß die Zunft der Schwertschmiede eine städtische Hand¬ werksordnung vom 28. März 1561.!?) Die Lehrzeit betrug drei Jahre. Das Hand¬ werk kannte bereits eine Lehrlingsentschädigung. Im ersten Lehrjahr erhielt der Lehrling wöchentlich 3, im zweiten 4, im dritten 6 Kreuzer. Das Meisterstück mu߬ te in drei Tagen angefertigt werden. Beim „Stuckmachen“ hatte der angehende Meister um 1650 den Beschaumeistern'e) „bei jeder Beschau morgens einen Branntwein, folgends ein Mittag= und Nachtmahl, und dies alle zwei oder drei Tag, wie nit weniger darauf ein Meistermahl von 20 bis in 24 Gulden geben müssen“. Im Jahre 1655 wurden vom Magistrat die Kosten für das Meistermahl auf 8 Gulden herabgesetzt.:) Die Schwertschmiede erzeugten meistenteils Pal¬ lasch=,122) Säbel= und Degenklingen.!22) 114) In diesem Streit ging es hauptsächlich um die Beseitigung eines Sandkastens beim Kruglwehr in Unterhimmel. Linz, LA. Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004. 115) 1745 beklagte sich Penzeneder beim Rentmeister der Herrschaft Steyr über den Kohlenmangel seiner Rohrschmiede. — 1758 beschwerten sich die Rohrschmiede, weil sie oft lange auf Kohle aus der Aschacher Pfarre warten müßten. Linz, LA, a. a. O. 116 F. X. Pritz, a. a. O., S. 33. — A. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich (1952), Bd. 1, S. 366 f. 117) F. X. Pritz, a. a. O., S. 23 f. 118) 1716 verhandelte der Kaufmann Matthias Michitsch 116 Paar Pistolen nach Linz. Mautbuch 1716, Handschrift Nr. 314. 1730 versandte der Händler Franz Ignaz Escher 40 Stück Pallaschklingen. F. Taz u. Ungeld, Nr. 2924: „Particular über die 1730jährige Wein= und Handlungssteuer“. 119) F. Gewerbesachen 1655, K. XI, L. 2, Nr. 9. 120 Meister, die das Meisterstück zu begutachten hatten. 121) F. Gewerbesachen 1655, K. XI, L. 2, Nr. 9. 122) Pallasch — Stichdegen der Kürassiere. 123) 1678 kostete ½ Dutzend Säbelklingen 2 fl. 24 kr. Stgpr. 1694, Handschrift Nr. 202, S. 133. 97
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