Mit dem Ableben Benedikt Schöttls im März 1732°%7) kam der Steyrer Arma¬ turenverlag in die Hände ortsfremder Personen. Als Inhaber der Rohrschmieden und als Waffenlieferanten finden wir nun den Stuckhauptmann Penzeneder in Wien. Die Versandgeschäfte leitete für ihn in der Eisenstadt der bürgerliche Gast¬ geb Johann Hammer (Hamerer), der im Jahre 1713 das Bürgerrecht erwor¬ ben hatte. Hammer stammte aus Freistadt, war in Steyr als Kellner beschäftigt underwarb das Gasthaus zum „Hechten“ (Gleinker Gasse Nr. 21). 108 In den ersten Jahren nach Übernahme des Waffenverlages durch Penzen¬ eder ergaben sich einige Unstimmigkeiten bei Vergebung der Armatursarbeit. Im Jahre 1733 richtete das Handwerk der Schleifer an die Stadtobrigkeit die An¬ frage, warum Herr Mayr, der für Penzeneder Bajonette in Kommission anzufer¬ tigen hatte, der Bürgerschaft von dieser Arbeit nichts abtreten wolle. Mayr jedoch erklärte sich ohne weiteres bereit, Schleifer und Polierer zu beschäftigen, verlangte aber, daß diese Handwerker die Arbeitsstücke mit einem bestimmten Zeichen zu ver¬ ehen haben, um bei etwaigen Mängeln den schleuderhaft arbeitenden Meister zur Verantwortung ziehen zu können.*) Nach einer von Penzeneder gegen Ende desJahres 1734 vom obderennsischen Landeshauptmann erwirkten Verordnung hatteder Steyrer Magistrat alle unter der Jurisdiktion der Stadt stehenden Armaturarbeiterzur „Beschleunigung der Arbeit gemessen zu verhalten“. Im Auftrage seines Prinzipals drohte Hammer den bürgerlichen Büchsenschäftern Salvator und Sturmberger mit dem Entzug der Gewehrarbeit, wenn sie von fremden Kunden Aufträge annehmen würden. Ver¬ langte doch Penzeneder, daß wöchentlich 250 Flinten geschäftet werden. Die bei¬ den Handwerker brachten es aber nur auf 140 Stück, so daß auch ungelernte Ar¬ beiter beschäftigt werden mußten, die bloß 36 Gewehre schäfteten. Als im Jahre 1735 der Pfleger der Herrschaft Biberbach, Füxlmüllner, der Feuerwaffen an die Stände zu liefern hatte, die Stadtverwaltung ersuchte, den städtischen Meistern aufzutragen, auch für ihn Flinten schäften zu lassen, mußte sie im Hinblick auf die Penzenederische Arbeit ablehnen.1 Der k. k. Stuck=Hauptmann Penzeneder, der um die Rohrschmieden im Raume von Steyr sehr besorgt war, starb gegen Ende der Vierzigerjahre. Seine Frau be¬ trieb den Armaturenverlag weiter.!]) In Steyr besorgte für sie das Waffenge¬ schäft Johann Georg Penzeneder, der 1748 das Gasthaus Hammers kaufte. 112) Etwa zehn Jahre später, im Jahre 1758, erscheint als Besitzer der vier Rohrschmieden der in Unterhimmel waren noch zwei errichtet worden k. k. wirkliche Rat und Hofkammer=Sekretarius Herr von Penzenstein. Zum 113) Armaturen=Faktor in der Eisenstadt bestellte er den Gastwirt J. G. Penzeneder. 107) Schöttl war 79 Jahre alt; Begräbnis am 31. März 1732, großes Geläute. Stadt¬ pfarrarchivSteyr, Totenmatrik 1700—1770, Bd. III, Handschrift Nr. 20, fol. 273. 108) A. Haindl,Die Ergänzung der Bürgerschaft Steyrs im 18. Jahrhundert. Phil Dissertation Innsbruck (1950), Bd. 2, S. 34. —F. Berndt, Häuserverzeichnis (o. J.), fol. 339. Handschrift. 109 RP v. 14. 12. 1733, Bd. 136, fol. 361. 110) RP v. 22. 1. 1735, Bd. 138, fol. 22 ff. 111) Die Steuerausstände der „Frau Penzenederin in Wien“ betrugen lt. Steuerein¬ nehmeramtsrechnung des Magistrates Steyr im Jahre 1751: 27 fl. 2 ß, 1752: 29 fl. 4 ß. Handschrift Nr. 136, fol. 27. 112) Johann Georg Penzeneder von Steyr „Bestöllter der verwittibten Frauen Penzen¬ ederin, kays. khön. Armatursliferantin in Wienn". A. Haindl, a. a. O., S. 124. 113) 8. 1.1768: „Johann Georg Penzeneder bestellter Armatur Factor allhier in Namen der Hir und nächstens unterm Himmel befindlichen H. v. Penzensteinischen Rohrschmieden“. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004 (F. Nr. 339, Nr. 60). 96
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