Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1964

der Herrscher dieser Veranstaltung. Am 12. August begab er sich mit seinem Ge¬ folge in die Rohrschmiede in Vogelsang, wo er sich die Rohrerzeugung vorführen ließ und selbst ein Rohr bohrte.*) Für die Verdienste, die sich Mittermayr um die Aufbringung der Armaturen erworben hatte, wurde er schon 1678 mit dem Prädikat „von Waffenberg“ in den Adelsstand erhoben. Am 20. Dezember 1685 legte er mit kaiserlicher Genehmigung den Stammnamen Mittermayr ab. Hans Ludwig v. Waffenberg starb am 19. Mai 1692.*7) An diesen Armaturenverleger erinnert noch heute die prächtige 95 Zen¬ timeter hohe Monstranz in der Stadtpfarrkirche.*) Srbik urteilt über ihn: „Im ganzen das Bild eines vielleicht nicht skrupellosen, aber ungemein willensstarken und zielbewußten Mannes von bedeutendem finanziellen und kommerziellen Ta¬ 7.99) 0 lente, des hervorragendsten österreichischen Geschäftsmannes seiner Tage“ Vermutlich gelangte noch zu Zeiten Mittermayrs (um 1690) der Waffenver¬ lag in die Hände des Armaturarbeiters Benedikt Schöttl, der in Steyr für Mittermayr die Verlagsgeschäfte geführt hatte. Er erwarb die Rohrschmieden### und stieg zum kaiserlichen Armaturenverleger empor.*) Schöttl war um 1727 Mitglied des Inneren Rateste) und besaß das Haus Grünmarkt Nr. 8.103) Das Hauptgewicht dürfte er auf die Musketenproduktion gelegt haben. Um 1700 be¬ gann er mit der Eezeugung von Steinschloßmusketen,) die seit 1684 im öster¬ reichischen Heere immer häufiger verwendet wurden. Nach Otto Schwarz schlägt beim Steinschloß (Batterieschloß, Flintschloß) der in den Hahn gespannte Schwefelkies gegen eine rauhe Schlagfläche am Deckel der Psanne, wodurch dieser hochgeschleudert wird, so daß die Funken das Zünd¬ kraut in der Pfanne entflammen. Durch den Zündkanal gelangt das Feuer in das Laufinnere und entzündet das Pulver.s) 96) „Beschreibung Deß Empfangs vund Einzugs Der Aller=Durchleüchtigisten Kayser¬ lichen Mayestätten Leopoldi I. et Eleonorac, Magdalenae, Theresiae. So In der Kays. Landts=Fürstl. Uhralten Cammer=Guett Stadt Steyr deß Ertz=Hertzogthumbs Oesterreich Ob der Enuß beschehen ist den 8. Tag deß Monaths Augusti. Anno MDC.LXXX. Gedruckt zu Lintz Bey Johan Jacob Mayr ( Im Jahr 1681“, S. 17 f., 22. 97) A. v. Pantz, a. a. O., S. 202 f. 98) Die Widmung am Fuß der Monstranz besagt u. a.: „Zum Zeichen seiner Dank¬ barkeit zur heimatlichen Scholle und zur Verherrlichung des Allerheiligsten Altars¬ akramentes diese Monstranz gestiftet der hochansehnliche Herr Johann Ludwig von Waffenberg. Seiner kaiserlichen Majestät wirklicher niederösterreichischer Hof¬ kammerrat“. Josef Harter, Der stilistische Wandel der Monstranzenformen. Christ¬ liche Kunstblätter. Ig. 51 (1910), Nr. 6, S. 63—68. 99 Die Nachkommen H. L. Mittermayrs gelangten 1702 in den Freiherrn=, 1718 in den Grafenstand. H. v. Srbik, a. a. O., S. 181. 100) 1688 war das Rohrhammerhaus baufällig geworden. Der Rat richtete deshalb ein Schreiben an Johann Ludwig v. Waffenberg. RP 1688, 53. 101 RP 1681, 148; 1704, 42. —Steuerbuch 1695, Handschrift Nr. 115. 102 RP 1727, 95 103) J. Krenn, Häuserchronik. VKSt., a. a. O., S. 25. 104) Wahrscheinlich wurden bis um 1700 Steinschnappschloß=Musketen erzeugt. —Der Scherschmiedgeselle Matthias Klell, der vier Jahre bei Schöttl als Schnappen¬ macher gearbeitet hatte, ersuchte im Jahre 1700 um das Bürgerrecht auf das Scher¬ schmiedhandwerk. Er führte folgende Begründung an: „Weilen aber nunmehro bedeutes Schnappenmachen ganz abkommet, und mir Herr Schöttl aus Ursachen des bei der Kaiserl. Armatur nur Flintenschlösser in denen Musketen verlangt werden, keine Arbeit mehr geben will“. F. Bürgerrechtsverleihungen (1448—1709), K. XI, L. 9, Nr. 3697. 1os) O. Schwarz, a. a. O., S. 11 f. 93

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