Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1963

FOTO H AU S THEM STEYR. 6ahnhofstra8e 7, Telefon 2 81 05 Filiale: Münichholz, Klarstraße 3. Tel. 2 84 55 m1111 11111 111111111111111111111111111111 11111 11111 11111111 111111111 11111111111111 11111111 1111111111111 11111111 11111 1111111 111111111111 1111111 11 111111111111 11111 111111111111111111 111 11111111 1111111111 1111111 1111 11111 11111111111111 Schon bald nach Erlassung der Friedhofsordnung erwies es sich als notwendig, daß sich eine magistratliche Friedhofskommission auch mit der Verteilung der Gruftplätze beschäftigte, denn 53 Bürger der Stadt wollten sofort für sich und ihre Familien solche Plätze erwerben. Es wurde nun bestimmt, 24 Gruftplätze auf der linken Seite des Einganges für Ratsmitglieder, ,, Genannte " und deren Familien, aber nur 10 für Mitglieder des Kirchenministeriums und die Schulpersonen auf der rechten Seite, und die übrigen 57 gleichmäßig, wie es sich ergeben sollte, an Personen aus der Stadt, dem Steyrdorfe und dem Ennsdorfe vorzubehalten. Im Jahre 1584 lagen schon auf der für die evangelische Geistlichkeit und die Schulpersonen vorgesehenen Sei te bereits der evangelische Prediger Magister Jo- · , hann Schreyer, Hanns Mülwalder, Georg Scheidthaussen, die Ga.ttin des Andre Renmann und die Ehefrau eines protes tantischen Predigers begraben. Die Fertigstellung des Friedhofes war im August 1593 bereits so weit ge~ diehen, daß man mit dem Maler Hanns Holzschuh wegen Anfertigung eines Friedhofgemäldes verhandelte. Mit der Verwaltung der Friedhofsbauten wurde im Jahre 1601 vom Magistrate der Stadtkämmerer Matheus Jahn betraut. Außerdem mußte er dafür sorgen, daß auf dem Turm des Friedhoftores eine Glockenstube errichtet wurde um „zu glegenhaitten ainen Wachter vnnd ain Glockhen darauff zu halten." Nach der Gegenreformation schlug der Bürgerm_eister des Jahres 1628, Niklas Frizler, im ·Rate vor, auf dem Taborfriedhofe nur mehr Katholiken zu begraben und für Andersgläubige einen anderen Gottesacker zu errichten. Frizler war vorerst glühender Anhänger des lutherischen Glaubens gewesen und kehrte im Dezember 1620 zur. katholischen Kirche zurück. Am 31. August 1628 weihte Abt Anton Spindler aus Garsten den Friedhof ein. Auf ei nem, eigens zu diesem Zwecke errichteten Altar, wurde Messe gelesen. ü berdies waren fünf große Holzkreuze aufgestellt worden, auf denen Wachskerzen brannten. · Preuenhuber berichtet in seinen „Annales Styrenses ", daß der erste, der auf dem neuen Friedhofe bestattet wurde, Fidelberger geheißen habe, nach dem dieser Platz noch heute oft Fidelberg genannt wird. Eine erste Erweiterung des Friedhofes erfolgte im 19. Jahrhundert. Am 3. November 1842 wurde der neue Teil durch den Linzer Bischof Dr. Doppelbauer feierlich eingeweiht. Der erste hier bestattete Steyrer war der bürgerliche Bohrerschmied Johann Reindl vom Wieserfeld Nr. 13. Er starb am 12. September 1891. Neuerlich erweitert wurde der Friedhof in den Jahren 1909 und 1945 . Trotz des vielhundertjährigen Bestandes sind am Friedhof fast keine alten Grabdenkmäler erhalten geblieben. Die meisten werden der Gegenreformationszeit zum Opfer gefallen sein, da ja auch aus der Stadtpfarrkirche Epitaphien einiger Protestanten dieser Zeit entfernt wurden. Schließlich mag eine andere Ursache des Fehlens darin gesehen werden, daß der Großteil der im 16., 17. und 18. Jahrhundert in Steyr ansässigen Familien verzog oder ausstarb und niemand für die Erhaltung der Grabmäler Sorge trug. 86

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