nächst des „ Gasteigs (Höhenweges)" vor der Stadt günstig, und man verhandelte deswegen mit dem Besitzer Wolfgang Stadlmaier. Dieser aber wollte seinen Grundbesitz nicht verkleinern und war mit der Abtretung nur dann einverstanden, wenn man ihm ein anderes geeignetes Feld oder eines „ Wißmadt" dafür böte, und er wünschte vom Rat eine Wiese im Aichet. Stadlmaiers Feld wurde vom Rat schon am 28. April und ein zweites . Mal am 2. August ides gleichen Jahres besichtigt. Nach der grundsätzlichen Zustimmung aller Beteiligten gab die Stadtverwaltung den Auftrag zur Errichtung der Friedhofsbauten. Zum aufsichtsführenden Baumeister würde das Ratsmitglied Magnus Ziegler bestellt, der sich vorerst um Baumaterial bekümmerte. Aus einer Empfangsbestätigung ·des Steyrer Bürgers und Steinbrechers Steffan Grueber ersehen wir, daß dieser für etliche Fuhren Steine, 'die er für die Errichtung der Friedhofsbauten gebrochen hatte, vom verordneten Baumeister Ziegler am 6. August 1572 116 Gulden, 4 Schilling und 8 Pfennige erhalten hatte. Am 8. Juli 1572 war über die Stadt die furchtbarste Hochwasserkatastrophe hereingebrochen, die Steyr bisher zu erleiden hatte. Unter dem Eindruck der ungeheuren Zerstörungen und der großen Not, von der die Stadt heimgesucht wurde, unterblieben vorerst alle weiteren Maßnahmen im Zusammenhang mit der Errid1tung des Friedhofes und ,erst einige Monate nachher wurde weiter beraten. Die für Wolfgang Stadlmaier vorgesehene Wiese im Aichet war im Besitze des Ledererhandwerkes (Ledererzunft) und dieses wieder wollte sie nur abtreten, wenn es seinerseits von der Stadt die Genehmigung zur Errichtung einer Lohstampfe bei der Spitalsmühle (heute Michaelerplatz 14) . erhalten würde. Nun schweigen die Quellen einige Jahre über das Friedhofsprojekt, da an die Stadt · größte finanzielle Anforderungen zur Beseitigung der Hochwasserschäden gestellt wurden. Erst 1577 kam die Angelegenheit, ausgelöst durch eine Zahlschuld des neuen Besitzers des Stadlhofes, im Rate der Stadt wieder zur Sprache. Dem Spitalmeister Michael Aidn war bei einer Sitzung im Rathause mitgeteilt worden, daß der Spitalsuntertan Sigmund Stadlmaier den armen Leuten des Bürgerspitals 40 Gulden Stiftungsgeld für den übernommenen Stadthof schuldete. Sigmund Stadlmaier wies in seiner Rechtfertigung darauf hin, daß sein inzwischen verstorbener Schwager Wolfgang, der frühere Besitzer, der Stadt das Feld beim Gasteig gegeben und auch in dessen Umzäunung eingewilligt hatte. Obwohl der Grund nun seit sieben Jahren nicht mehr im Besitze der Stadlmaier war, mußten dafür noch immer Steuern bezahlt werden. Schließlicl1 beklagte sich Stadlmaier, daß der von seinem Vorgänger geforilerte Tauschgrund nod1 immer nicht übergeben .worden war. ·Auf diese Tatsachen hinweisend. bat Sigmund Stadlmaier, ihm die Zahlung des geschuldeten Stiftungsgeldes zu erlassen. Der Rat willigte ein, dem Stadlmaier die Wiese im Aichet zu übergeben und auf Nachzahlung der ausständigen Stif- -tungsgelder zu verzichten. Die schlechte Finanzlage der ·Stadt hatte sich bis 15 83 so weit gebessert, daß man wieder an die Friedhofsbauten denken konnte. Im August dieses Jahres wurde dem Stadtkämmerer und Baubeauftragten Ziegler befohlen, die Friedhofsgebäude alsbald errichten zu lassen. Zur Bestreitung der vorläufigen Kosten wurden ihm von den beim Magistrat deponierten Mündelgeldern der Familien Ätti und Egger je 100 Gulden zur Verfügung gestellt. Bis zum Ende dieses Jahres wurden von einem Kremser Steinmetz, dessen Namen nicht mehr festgestellt werden kann, das Eingangstor und die Säulen aus Stein gehauen und errichtet; ebenso konnte die Hälfte der Schwibbögen des Arkadenganges, fertiggestellt werden. Für 15 84 (und die folgenden zwei Jahre) war der sehr. energische Gewerke und Kaufmann Wolff Urkauff Bürgermeister der Stadt geworden. Dieser scheint ein beschleunigtes Bautempo veranlaßt zu haben. Mit der obersten Bauleitung war der neue Stadtkämmerer und frühere Stadtrichter Christoph Seyringer betraut worden. Er hatte den Auftrag, den Weiterbau der erst halbfertigen Friedhofsbauten zu betreiben und diese im Sommer desselben Jahres fertiggestellen· zu lassen, da84
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