Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1963

Adolf Bodingbauer zwoi Darntollungon dor ouchari&li&chon Kun&I in Stoyr In diesem Aufsatz werden zwei Darstellungen der eucharistischen Kunst behandelt, die ihres Themas und kunsthistorischen Wertes wegen besonders interessant und bemerkenswert sind. Es sind ·dies zwei außerliturgische eucharistische Christus-Darstellungen: die „Gregoriusmesse" und „Christus in der Kelter". l. GREGORJUSMESSE In Steyr befindet sich a~ der Garten-Stützmauer des Hauses Sierninger Straße Nr. 126 eine spätgotische Reliefplatte aus rotem Marmor, die der Nürnberger Han'clelsmann Kunz Horn fertigen ließ. Ober diese und ihren Stifter berichtet der Geschichtsschreiber Valentin Preuenhueber in seinen „Annales Styrenses" unter Annus Christi 1489 folgendes: ,,In diesem Jahr ist das große gemauerte Creutz in aeussern Aichet, an der Strassen stehend, aufgerichtet worden; Und wie an dem Wapoen in der Figur in M.armorstein gehauen, abzunehmen, hat solches Creutz Cunz Horn dahin setzen lassen. Er war ein vornehmer Handelsmann zu Nuernberg, der . grosse Kaufmannschafft und Gewerb mit Steyrischen Messern, und andern Eisen-Waaren, gefuehret ; Daher er sich offtermahls persöhnlich allhie enthalten, auch, ein eigenes Haus in Voglsang erbauet, welches er hernach seinem gewesten Diener, Leonhardten Koeberer, geschenckt. Er hat etliche Geschaefft zur hiesigen Pfarr-Kirchen, und dem Prediger-Closter gethan, und alldahin den großen messingen Leuchter, der noch daselbst in der Kirchen haengt, verehret. An gemeldten Creutz ist auch seines Weibes Wappen zu sehen , welche eine Rumplin, ein·e Geschlechterin von Nuemberg gewest" . Die Reliefplatte trägt unten die Jahreszahl 1489 und ist in zwei Teile gegliedert. Der obere Teil zeigt in der Mitte Christus am Kreuz, links Maria und , rechts Johannes, q.en Evangelisten, während der untere Teil die bemerkenswerte Darstellung der „Gregoriusmesse" bringt. Zur Erklärung dieser Thematik sei ein Abschnitt aus den einführenden. Beiträgen zur Ausstellung „Eucharistia " - deutsche eucharistische Kunst (diese fand vom 9, Juli bis 30. September 1960 in der Residenz zu München anläßlich des Eud1aristischen Weltkongresses statt) wiedergegeben: „In die Gruppe mittelalterlicher Darstellungen des heiligsten Sakramentes gehört auch ein Bildvoqvurf, der zunächst keineswegs eine Beziehung zur Eucharistie aufweist und im Abendland gemeiniglich als „Schmerzensmann " bezeichnet wird. Das Schmerzensmannbild tritt in zahlreichen Abwandlungen, auf, in ganzer Figur als stehender, meist die Wunden weisender Erlöser, dann aber auch sitzend oder auch nur als Kniebild, oft in einem Wolkenkranz stehend oder auch die Hände vor dem Unterleib gekreuzt als Halbfigur in einer querstehenden Grabkufe stehend, keineswegs dabei aber als toter Christus·. Alle diese Varianten gehen nachweisbar auf eine zurück, eben die letztgenannte, die den Herrl). in der Grab -- kufe zeigt mit der typischen auffallenden Händehaltung und meist überragt vom Kreuz und den Leidenswerkzeugen, Das Bild kann, wie gesagt, keineswegs als Grabbild oder Auferstehungsbild gewertet werden, sowie es überhaupt keine historische Szene darstellt . 77

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