Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1963

Zwisdtrn Weizen und Korn , mitten im Ackerland, Ein Friedhof ruht , wie in Gottes hohler Hdnd. Dort sdtläft so mandter, der einst den Pflug geführt, Mit lautem ·Zuruf der Pferde Gang regiert'. . In Frieden geborgen, sdtlummern sie immerzu , Kein fremder Laut stört ihre tiefe Ruh: Nur Lerdtengesang und der Grillen Chor Dringt durdt das sdtwere eiserne Friedhoftor , Vom Wind verweht, der Glocken Klang, Fernher Orgelton und frommer Gesang. Die stummen Sdtläfer im engen Raum Hören dies alles nur wie im Traum . Dodt kommen die hohen, die heiligen Tage , Lohnt Gottes Segen der Mensdten Plage, Blitzen Sensen blank zwisdten goldenen Ähren , Sdtwanken kornbeladen die Wägen , die sdtweren , Mit sdtweißnassen Rossen , fliegenumsdtwärmt , Von der Sdtar der Sdtnitter fröhlidt umlärmt , Ladtende Dirnen, und Knedtte , die fludten, Kinder , die weinend die Mutter sudten - - Wenn soldte Laute den Friedhof umbranden , Da · la'usdten , die längst sdton Ruhe fanden, Sie recken und strecken die Anne, die steifen , Als wollten sie nadt der Sense greifen. Zu eng wird's ihnen in ihrer Truh ', Ais sdtämten sie sidt der ewige11 Ruh, Als müßten sie eilig dem Grabe entgleiten , Um sorgend, wie eiust, über Felder ·zu sdtreiten. Ist daun geborgen der goldene Sege11, ·Wird es stiller und stiller auf Feldern und Wegen , Da1111 ruht wieder fried/idt im weiten Land Der Gottesacker - wie in Gottes hohler Hand . 1 Othmar Cape 11 m a 11 n GoffB6HCkBr (Friedhof zu Maria-Laah) lnbngriff HIIBr WBHang&I Inbegriff aller Wellangst vom ersten bis z4m letzten Tag, da der dargestellte Vorgang vielleicht einmal Wirklichkeit wird, scheint dieses Dürerbild der vier Reiter zu sein. Es ist seinem Holzschnillwerk .Apokalypse" entnommen und zählt trotz offensichtlicher technischer Unvollkommenheit, die das Frühwerk noch aufweist (vor 1498) zu den populärsten, da ergreifendsten Schöpfungen des groryen Meisters. Noch ganz - geistig wie formal-künsfle·risch - in der Gotik befangen, scheint es das Jesusworf zu symbolisieren „ Ihr habt Angst in der Wel t ... " Aber noch ist der grorye Trost eben dieses Heilandswortes, das die Reformation so -nachdrücklich mit der jedermann verständlichen Clberselzung des Evangeliums cl,er geängsfigfen Menschheit zugerufen hol •· . . aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden" nicht a ls erlösende Heilsbotschaft in die Herzen aller gedrungen. Und so stürmt wie d ie wilde Jagd die apokalyptische Reifergesellschaft durch den Himmel, weil über die lande Pest, Elend, Krieg verbreitend, und der Tod auf klappriger Mähre hält traurige Ernte. Und sie fallen alle - Bürgerin·, Edelmann, König, Mönch. Weil geöffnet sieht der Hölle gieriger Rachen, be·reit, zu verschlingen, was ihr zugeteilt wird. 72

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