Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1963

Das finstereMittelalter Das finstere Mittelalter - meist wird da9 Wort im übertragenen Sinne aufgefaßt - erscheint in manchem freundlicher und lichter als die Neuzeit, namentlich als die neueste Zeit mit allen ihren kleinen und großen Niederträchtigkeiten. Doch lassen wir das beiseite, plaudern wir li eber darüber, inwiefern, wörtlid1 genommen, di e Bezeichnung „fins ter " zutreffend ist. Und da kann man nicht übertreiben, daß das Mittelalter, und zwar bis weit über seine Grenzen hinaus , ja bis in die Tage unserer Großeltern hinein, dieses Eigenschaftswort durchaus verdiente, denn mit der Beleuchtun g stand es ganz erbärmlich schlecht. Schon das Feuer machen und Licht anzünden gestaltete sich umständlich. Mit Stein und Stahl schlug man Funken; die Funken fielen in die Zunderbüchse; der Zunder begann zu glühen und dann steckte man einen Schwefelfaden hinein, der Feuer fing. Dieses schlichte Feuerzeug wurde noch vor wenigen Jahren von manchen alten Bauern zum Anzünden der Pfeife verwendet. Tunkzündhölzer kamen erst 1820, Schwefelstreichhölzer im Jahre 1833. die schwedischen sehr viel später auf . · . Straßen und Plätze lagen nachts in tiefstes Dunkel gehüllt, wenn nicht der „gute Mond" gratis für Beleuchtung sorgte. Wer nach Einbruch der Finsternis außer Haus zu tun hatte, mußte sich Fackeln voraustragen lassen. Und da konnte es geschehen, daß er in irgendeinen Morast stürzte, die Straßen waren derart unsauber, daß beispielsweise der Kaiser Friedrich ann.o 148 5 in Reutlingen samt den Pferden beinahe im Kot versunken wäre - oder daß er beim Stolpern und Fallen über die Ketten, mit denen der hochweise und hochlöbliche Magistrat nachts die Straßen abzusperren pflegte, Hals und. Bein brach. In Paris wurde 1667, in Wien 1687, in Braunschweig gar erst 1765 die Stra- . ßenbeleuchtung eingeführt. · Um im Bedarfsfalle die Freiungen un·d Plätze vor den Rathäusern und Residenzbauten zu erhellen, hingen an langen Tragstangen Feuerkörbe, staken in den Mauern (z. B. in dem Würzburger erzbischöflichen Palaste) außen eiserne Krampen zur Aufnahme mächtiger Pe_chfackeln. Rauchlqeisel emporwirbelnd, Flammenschwaden speiend, übergossen sie mit purpurnen Sd1eine den Platz, phantastisch die Trachten und Gestalten beleuchtend, die sich drängten und auf- und abwogten. In die feuchten, von hohen Gebäuden umhegten, engen Höfe der Stadthäuser fiel dagegen weder Sonnenstrahl noch Mondlicht, noch waren Beleuchtungsvorrichtungen angeordnet. Sie lagen in immerwährender Dämmerung. Übel sah es im Innern der Gebäude mit Licht- und Luftzutritt aus. Den Fenstern der Burgen und Häuser fehlte die Verglasung. Bei Regen, Schnee · und Frost mußte man entweder die Tücken der Witterung ertragen oder die Bretterläden der Fenster vorschieben. Dann saß man im Finstern! Wohl schnitt man in den Läden Gucklöcher aus und überklebte sie mit geöltem Pergament. Doch was nützte das viel? Auch später, als um 1500 die „Butzenscheiben" a.ufkamen, ward es nicht 52 Sporthaus GEYER Fachg eschäft für alle Sportarten und C amp ing .Ausr üstung Fachberatung durch staa tlichen Sportlehrer Steyr, Grünmarkt 18, Telefon 3095

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2