Die Knechte fanden Gunthildes Fußspuren im Gras und folgten i hnen bis zum Rand des Teiches. Da hatten sie nun Klarheit über das Schick sal des Mäd- chens. Betroffen schauten sie sich an und beratschlagten : .,Wer wi rd dies wohl dem Bauern sagen?" Sebald nahm den schweren Gang auf sich. ., Mir ist Kummers scho n genug widerfahren", sagte er . ., Diese Botschaft gehört wohl auch zu meine m Schicksal! " Andreas fragte erst gar nicht, als Sebald mit bedrückter Miene in d ie Stube trat . ., Sie ist in der stockdunklen Nacht ausgerutscht und in den Te ich gefallen", sagte Sebald und wischte sich dabei verstohlen, über die Augen. Andreas gebot den · Knechten, Schaufeln und Spaten zu holen und das Wasser des Teiches abzuleiten. Sie hoben einen tiefen Graben aus und näherten sich gegen Abend immer mehr dem Teich, bis schließlich nur mehr ein halber Meter Erdreich übrig geblieben war. Es dämmerte bereits, als sie den Dur chstich mach- ten und das Wasser in den Graben stürzte. Langsam senkte sich der Wasser- spiegel, aber der Teich: war so groß, daß es völlig dunkel wurde, ehe noch der Grund des Teiches zu sehen war. ., Holt Lampen und Fackeln!" befahl Andreas . Es dauerte geraume Weile, bis sie genug Fackeln und Leuditen be isammen hatten, um die ganze Breite des Teiches auszuleuchten. Sie stellten sich, ringsum am Teichufer auf und tasteten sich mit nackten Füßen durch den Schlamm lang- sam zur Teichmitte vor. Don- aber widerfuhr ihnen eine Überraschu ng, die ihnen das Blut in den Adern fast gerinnen ließ: Auf dem Teichgrund s tand die ver- schwundene Hochzeitskutsche, bis zu den Radachsen im Schlamm ve rsunken. Die Pferde waren noch eingespannt, sie standen einen Meter tief im Morast, aber es fand sich von ihnen nur mehr das Gerippe, das Fleisch war abgefa ult . Das verwunderlid1ste jedoch war: In der Kutsche saß Gunthilde mit auf- red1tem Körper und erhobenem Kinn, als würde sie noch immer zum Wasser- spiegel hinaufblicken. So hatte der Teichmann das Mädd1en aufgeba hrt. Wo aber war er selbst geblieben? Es dauerte nicht lange, da stieß der Jungknecht Wilbrod einen g ellenden Schrei aus . Die Männer, die mit den Fackeln zu ihm hinliefen, b emerkten ein Ungetüm, das mit furchtsamen Augen unter einer Weidenwurzel h ockte. Sebald schrie: ., Hie r bist du endlich, du Scheusal! Du sollst deine. Missetat büßen! " Er stieß dem Fluderneck die brennende Fackel in den Baud1, so daß das Tier jämmerlich aufheulte. Mit den Schaufeln hieben die Knec hte so lange auf das Ungetüm ein, bis es verendet war. Nach drei Tagen bewegte sich abermals ein stiller Zug zur Kirche und zum Friedhof. Von weit und breit kamen die Leute herbei , um das Ges chick der un- glücklichen Gunthilde zu beklagen * Das l eben auf dem Guntrathofe nahm seinen Lauf. SebaJd, der getreue Knecht, dachte länger als alle anderen an die Toten, die im Leb en ein sold1 böses Sd1icksal erlitten hatten. Er diente weiter am Hofe des Andreas und überlebte diesen um dreiundzwanzig Jahre. Kurz vor seinem To~e rief er den Schul- meister des Ortes herbei und erzahlte ihm die Gesdüchte Gunthil des. Was er gehört hatte, schrieb der Schulnieister säuberlich in einer Chronik nieder, und so ist die Geschid1te von Leid und Tod der schönen Gunthilde bis auf unsere Tage erhalten geblieben. 48 KARL KOWARIK TAPEZIERE R - DEKORATEUR STEYR, Berggasse 36 - Telefon 2477 POLSTERMÖBEL MATRATZEN TAPETEN Leichtmetall-Jalousien
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