Des Siegers zweiter Wunsrh Eine Erzählung von Friedrich Silber . . . Gajus Diulius erfocht als Konsul im ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) mit der ersten römischen Kri egsflotte den großen Seesieg der Römer bei Mylä an der Nordküste von Sizilien über die Karthager. Er hatte eine Kriegsmaschine entwickelt, die sich hervorragend bewährt und entscheidend zu dem glänzenden Sieg beigetragen hatte. Bei seiner Rückkehr nach Rom bereitete man Gajus Diulius ~nen glänzenden Empfang; der gesamte Senat erwartete ihn. Man wollte dem großen Sieger eine einmalige Ehrung zuteil werden lassen und verkündete, daß ihm fortan ein Mu- .siker vorangehen solle, der unter- Pfeifenklang der Menge verkündet, daß derjenige, . welcher ihm folge , der berühmte Diulius, der Besieger der, Karthager, sei. Diulius war über diese einzigartige Ehrung ungemein glücklich. Er, kehrte in sein Haus zurüc:k, begleitet von dem Pfeifer, welcher mit lauter Stimme verkündete, wer ·er se.i, und ü1 berall schrie die Menge jubelnd: ,,Es lebe Diulius, der Befreier Roms! " Der Konsul war hingerissen von der Begeisterung, und mehrmals verließ er seine Wohnung, nur um diese ruhmvolle Auszeichnung auszukosten ... So verging die Zeit bis zum Abend. Der Konsul hatte aber eine heimliche Geliebte, der er sehr zugetan war. Als nun seine Sanduhr die sechste Stunde verkündete, schickte er sich an, den Palast zu verlassen, um sich unbemerkt zu seiner Braut zu begeben. Er' hatte aber die Rechnung ohne den Pfeifer gemacht, der sofort in Aktion trat: ,,Seht her, hier kommt Diulius, der Befreier Roms! " Sofort sammelten sich wieder Leute an, .die Diulius zujµbelten. Aus dem ersehnten Stelldichein bei der Geliebten konnte unter solchen Umständen natürlich nichts werden und der Gefeierte kehrte niedergeschlagen in sein Haus zurück ... Während der nächsten Abende wiederholte Gajus Diulius seine Versuche, unauffällig zu seiner Geliebten zu gelangen, aber et' scheiterte stets an der Aufmerksamkeit des jeweiligen Pfeifers vom Dienst. . Kurz darauf kehrte Diulius nach Sizilien zurück und schlug die Karthager ein zweites Mal so vernichtend, daß man hoffte, nun sei es mit den punischen Kriegen für imme11 zu Ende. Die Einwohner Roms waren außer sich vor Freude über den Sieg und der E_mpfang gestaltete sich für Gajus Diulius zu einem wahren Triumphzug. . , Anschließend begab sich. Diulius direkt in den Senat, wo man gerade darüber beriet, wie man den großen Sieger _wohl dieses Mal am besten ehren könnte . ,,Ihr Väter Roms ", sprach Diulius die Senatoren a11, . ,, ihr beratschlagt also, weld1e Ehre mir zu.teil werden, soll? „Wir möchten" , sagte der Sprecher der Senatoren, ,, dich zmn ·Glücklidisten der Sterblichen machen! " „Nun, ich habe nur eine einzige Bitte ", klärte Gajus Diu_lius die Senatoren auf: ,,Nehmt mir- zur Belohnung dieses meines zweiten Sieges den verwünschten Pfeifer wieder, den ihr mir als Auszeichnung für den ersten Sieg verliehen habt! " EISENWAREN• BA.ffi.lRMRKZEUG • LA.UBSÄGEMATERIAL• ALLEARTEN l ACKE • 95
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