Zu Künstlern wuchsen jedoch unsere Zimmerer heran in den Zeiten des Barockstils, wo man den Gebrauchsgegenstand liebevoll mit Ornamenten verzierte. Auch die Häuser bekamen ihr Barockkleid. Reiche StukkaturaTbeit schmückten die Schauseite. Dort, wo die finanziellen Mittel es erlaubten, versah man die Zimmerdecken mit künstlerisch ausgestatteten Rüstbäumen (Tram), die heute noch das Entzücken des Beschauers erwecken. Schmuckdecke Im Herren~aus der Humpelmühle in Stetnbach a. ä. Stey; Errichte( : Wolff Sebaldt Gsöllhof Abwegig ist es , in den verschiedenen Motiven der Verzierungen germanisd1e Heilszeichen sehen zu wollen. •Diese Decken treten nicht vor dem 16. Jahrhundert auf. gleichfalls wie es abwegig ist, sie .nur bäuerlichem Kulturgut zuzuschreiben. Gewiß, das konservative Bauerntum hat am längsten diese Kunstform der Zimmerdecken bewahrt, hängst es doch mi,t der ihm eigenen Zähigkeit am Althergebrachten. In unserer Gegend finden sie sich jedoch auch in Bürgerhäusern und . sind hier der Ausdruck erworbener Wohlhabenheit. Deutlicher kann dies bei bäuerlichen Anwesen belegt werden. Stets gehörte ein Anwesen mit schönen\ Decken zu diesem Zeitpunkt einem gutsituierten Messermeister, der es als „ Überländ" zur Beschaffung der notwendigen Lebensmittel für seine Gefolgschaft führte. · In der Regel treffen wir diese Plafonds in der guten Stube an, aber auch im Schlafzimmer oder im Vorhaus begegnen wir ihnen. Die Art dieser zumeist aus altem, gut getrocknetem Fichten-, Lärchen- oder Eichenholz bestehenden Zimmerdecken besteht darin, daß die Plafondbretter, auch Staubläden genannt, von einem oder mehreren durch die Länge des Raumes laufenden Balken getragen werden. Dieser Tragbalken führt den Namen Rüstbaum und ihm wurde beim Verzieren die meiste Liebe zugewandt. Als Verzierung herrscht zumeist Kerbschnitzerei vo,. Wülste, Falzen, sechsteilige Sterne, Sonnen, geflochtene Stäbe (Zopf), die in der Mitte mit doppeltem Quirl enden und ein Rechteck oder Oval einfassen, das die Initialen des Besitzers, die Jahreszahl der Errichtung und christliche Symbole zeigen, sind vielfach abgeändert und kombiniert in der Regel zu finden. Alle Dekken sind entweder durch das Alter oder den Rauch offenen Feuers stark abgedunkelt. Vielfad1 wurden sie auch mit Rinderblut , Ofenrnß (aufgelöst in Wasser), 89
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