Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1961

teten sich, ein Lächeln überzog sein Gesicht. ,, Ich habe die Lösung gefunden, Herr Valentin . Aber zuvor möchte ich Sie zum letztenmal fragen , ob Sie nicht willens sind, Ihre Verleumdung zu widerrufen. " „Ich will einen Besen fressen, wenn ich es tue" , entgegnete unser Held. ,,Auf welche Lösung sind Sie verfallen? " „Auf folgende: Ich trete Ihnen die Hälfte meines Heeres ab, damit wir auf redliche Weise Krieg führen können. Ein Wort von Ihnen, und die Truppen werden abkommandiert." ,,Ich bitte darum. Mein Standort ist dort drüben." Mit diesen Worten schritt Herr Valentin davon und verschwand zwischen den: Klippen. Seine Soldaten eilten ihm nach, von Herzen froh darüber, daß die träge Muße endlich ein Ende finden sollte. Kurz darauf ließ Herr Valentin halten, befahl die Offiziere zu sich und beförderte sie samt und sonders in den nächsthöheren Rang. Nachdem er sie solchermaßen für sich eingenommen, entwickelte er einen Schlachtplan, der beifällig aufgenommen wurde. Ein Trüpplein stieß vor, schwärmte aus und erweckte, eifrig schießend, den Eindruck, man setze zu einem Angriff in breiter Front an. Wie zu erwarten stand, verfiel der Gegner sogleich auf den Plan, Herrn Valentins Kriegsmacht von der Flanke zu fassen. Doch der geballte Stoß traf ins Leere - schlimmer noch: er geriet in eine Schlucht mit steilen Hängen, die im Nu abgeriegelt wurde. Von der Höhe richteten sich tausend Gewehrläufe auf die eingekessel te Schar. Herr Valentin trat an den Steilhang. ,, Ergeben Sie sich! " rief er hinunter. ,, Oder ich befehle Feuer! " ,,Niemals!" gab der General zurück. ,, Verrichten Sie Ihr trauriges Werk!'' Herr Valentin schüttelte den Kopf. Ein Weilchen verharrte er. in Gedanken, dann kletterte er, zum großen Erstaunen aller, in die Schlucht hinab und schritt auf seinen stolzen Gegner zu. „Erinnern Sie sich, Herr General", sprach er bedäd1tig, ,, um was dieser Krieg ·geht?" ,, Gewiß erinnere ich mich. Es geht um Streichhölzer." ,, Und wie denken Sie über den strittigen Punkt? " ,,Herr Valentin. ich bin ein Sohn meines Landes!" „Vortrefflich. Dann schlage ich Ihnen vor, daß wir die Entsd1eidung in die Ursache des Krieges verlegen. Ich habe hier eine Schad1tel Zündhölzer aus San Trajano und bitte Sie nun, die Hölzchen der Reihe nach zu entzünden. Brennt jedes zweite, so bin ich Ihr Gefangener, brennt nur jedes dritte, so geben Sie sich in meine Hand. Sagt Ihnen das Verfahren zu?" ,, Es sagt mir nicht zu ", erwiderte der General, ,,aber ich füge mid1 ihm, weil es großherzig ist." Das Spiel begann, und als es endete, hatte es zu Herrn Valentins Gunsten entschieden. Schweigend schnallte der General seinen Degen ab und reichte ihn dem Sieger, der ihm jedoch die Waffe zurückgab. Ein brüderlicher Kuß machte der Fei ndschaft ein Ende; die beiden Heerführer faßten einander unter den Arm und gingen zl11i1 Strande. KARL KOWARIK TAPEZIERER - DEKORATEUR STEYR, Berggasse 36 - Telefon 2477 POLSTERMÖBEL MATRATZEN TAPETEN Leichtmetall-Jalousien 53

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2