Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1961

viele Frauen. Spinnen tun's auch , ganz gewaltig. Und reds elig sind si e, reden, reden , wie Advokat us. Und Mandl muß kuschen. Wie lhr jetzt gehört habt, gab es in der Zeit, wo Urururgroßvafer gelebt hat , noch keine Zivilisation. Kein Militär, keine Kaserne, keine Chan~en, daher auch keine Bildung . Erst im laufe der Jahrhunderte ist eingeführt worden, was gefehlt hac Disziplin , a Zwirn , wie sid1 gehört in Kaserne. Uniform habens kriegt , a Tsdrnko, a Sabel und a Buschka und Unteroffizier haben Bildung bei bracht. So! Und merkt Euch das Eine! Hauptsache ist S u b o r d i n a t i o n ! Dann kriegt man Med aille und Orden und kannst Dir was einbi lden, weil bist a gute Patriot! - Rosumite?! - Abtreten! " Herr Fidelis Valentin hatte die ganze Welt bereist und da er fand , es verlohne sich, über seine Fahrten zu berid1ten, setzte er sich hin und schrieb ein Buch. Das Buch ersd1ien, dod1 war ihm kein großer Erfolg beschieden . Jene wenigen, di e es ka uften, lasei1 es gar nicht erst, sondern schenkten es weiter, und die Beschenkten waren. auch nicht neugie riger. Sd1011 argwöhnte Herr Valentin, sein Werk linde geri ngen Widerhall, da lief ein Sd1reiben aus Übersee bei ihm ein. Er erbradi die gewi chtigen Siegel und las mit Erstaunen einen Brief, der die Untersd1rift des Präsidenten von San T rajano aufwies und bitter Klage führte. Herr Valentin, hieß es, habe in seinem Buche die Republik San Trajano aufs tiefste verletzt . Er rede davon, daß in diesem Staate die Beamten bestechlich, di e Politiker verderbt und die Streichhölzer .o schlemt seien, daß nur jedes dritte wirkJim brenne. Über die Bemerkungen, welche Herr Valentin den Beamten und Politikern gewidmet habe, wolle man wegsehen; dagegen sei man nimt gewillt, einfam hinzunehmen , was der Smreiber über die Zündhölzer von San Trajano verbreite. Denn eine eigens anberaumte Untersumung habe erwiesen, daß rudit erst jedes dritte, sonde.rn jedes zweite Streidiholz ::iuf Anhieb zum Entflammen gebramt werden könne. Und das sei - hier wurde der Ton des Briefes hämisch - dom wohl ein Unterschied, der Gewicht habe. Herr Valentin möge sim überlegen, wie er die bösartige Verleumdung aus der Welt schaffe, und zwar auf sdmellstem Wege. Das mindeste, was man erwarte, sei ein öffentlicher Widerruf, der in sämtlidien Zeitungen der Welt erscheine. Wie man sieht, wäre es ein le ichtes gewesen, die Angelegenheit beizulegen . Doch das Unglück wollte es, daß Herr Valentin ein Mann von äußerst hartnäckigem Wesen war. Ob er sich in den Brief verbiß, weil diese einzige Stimme, die seinem Bud1e antwortete, nimt angenehm klang, odet ob er die Wahrheit gegen Smönfärberei verfed1ten wollte, ist sd1wer zu entsdieiden. Jedenfalls schrieb er zurück, er denke nicht daran , sim selbst der Lüge zu zeihen, denn• was in dem Bume stehe, sei gründlich beobaditet, erwogen und wahr. Durd1 Zufall habe er in einem seiner Koffer Streichhölze r aus San Trajano vorgefunden und in Gegenwart eines Notars und achtbarer Zeugen die Hölzchen angerieben, wobei es ihm gelungen sei, den Wahrheitsbeweis zu erbringen und sdiriftlich niederzulegen. Er erwarte von dem Präs identen , daß dieser si'ch für sei11 unbilliges Ansinnen, weld1es einer Nötigung gleichkomme, in gebührender Weise entsdiuldige. 49

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