,, No-also 110!" rief der den Kameraden an: ,,Packs ' z'samm. Mach gschwind!" Anton griff zu , und im nächsten Augenblick sprang er auch schon mit drei Hündchen in den Armen aus dem Verschlag, in großen, fröhlid1en Sätzen über die Straße, die Uferböschung zum See hinab. Provi folgte ihm eiligst nach ; den Hauptspaß mitanzusehen , wie die Hündchen ertränkt wurden, konnte er sich nidit entgehen lassen. Es war merkwürdig, daß von nun an die Nadibarsdiaft der Spitzin dem Provi völlig widerwärtig zu werden begann. Nur sd1ledit gefügte Bretter trennten se'ine Sdilafstätte von der ihren, und jede Nacht störte sie ihn mit ihrem Gewinsel. Im Kopfe der Alten war ein „Radel laufet " worden, sonst hätte sie dodi nad1 einiger Zeit begriffen: Die Jungen sind fort und nie, nie mehr zu finden, und man muß endlidi aufhören, nach ihnen zu suchen. Dieses Mal hörte sie nid1t auf. Sie mußte von einem Tag zum andern immer wieder vergessen, daß sie gestern alle Winkel umsonst durdisudit hatte. Sie sdinüffelte, sie kratzte an der Tür, scharrte ihr bißchen Stroh auseinander und wieder zusammen, krodi hinter den Holzstoß, drängte sich in die Ecke, in der die Werkzeuge lehnten, warf einmal ein paar Sdiaufeln um und flüchtete voll Entsetzen. Eine Zeitlang war Ruhe, dann trippelte •sie wieder herum und suchte und suchte! Und ihr Trippeln weckte ihn, an dem früher die brüllenden Rinderherden vorübergezogen waren, ohne jhn im Sdilafe zu stören. Wenn er sdilief. sdilief er, versd1lief Hunger und Müdigkeit; dazu vor allem brauchte er den bombenfesten Sdilaf, um den er plötzlidi gekommen war, denn jetzt sdirak er auf beim Herumgehen und Sdmüffeln der Alten. Und kalte Sd1weißtropfe11 liefen ihm über die Stirn in der „Baracken", der den ganzen Tag die Sonne aufs Dadi sdiien und in der es so heiß war, daß es in der Hölle nidit heißer sei11 kann ... Ob das auch mit rediten Dingen zuging, ob nicht etwas Übernatürlid1es dahinter steckte? Freilich, der Anton sagt, es gibt nix Übernatürlidies. Aber der Allergescheiteste ist der Anton am Ende doch nidit, und dem Provi ist mandimal sogar vorgekommen, daß er ein g'roßer Esel ist; was man allerdings nicht sagen darf, ohne furchtbar gedroschen zu werden von ihm und von seinem Vater, Provi weiß das aus Erfahrung. An den Wegemacherleuten hatte er seine Meister gefunden, die bändigten ihn mit Schlägen und mit Hunger. ,,Sticht didi der Hafer?" hieß es bei der geringsten Widersetzlidikeit, und von der elenden und ungenügenden Ration zog ihm sein Herr dje Hälfte ab. Jeder andre wäre schon draufgegangen, sagte er sid1 selbst; er jedoch wollte nicht draufgehen, er wollte nodi viel Zeit haben, um den Mensdien alles Böse, das sie ihm getan hatten, mit Bösem zu vergelten. Daß es audi einige gab, die ihm Gutes getan hatten, war längst vergessen; und was die Sdioberwirtin betraf, die alte Hex ', gegen die hegte er einen unversöhnlidien Groll. Warum schenkte sie ihm nichts mehr, sie, die so viel Geld hatte und so viele Sadien? Sie wußte gewiß nicht, wohin mit ihrem Reiditum, und gab dodi nidits umsonst, wollte gebeten werden um ein paar armselige Tropfen Milch. Wie sie ihn ansah, wenn er vorüberging ... Förmlich herausfordernd: So bitt' doch - Die Krot, die! Die konnte warten. Einmal hatte sie ihn gar angesprochen : ,, Du sdiaust aus! Wie der leibhaftige Hunger sdJaust aus! Hast noch nicht bitten glernt?" Er rief ihr ein freches Sd1 impfwort zu und schritt weiter. Eine Woche verging. Immer nodi hatte die Spitzin sidi nid1t ganz beruhigt, suchte und sdinüffelte immer nodi , besonders bei Nadit, in ihrem Versdilage herum. So geschah es, daß sie den Provi einst zu besonders unglücklidier Stunde weckte. Er hatte sidi so spät e"rst auf seiner Lagerstätte aus Hobelspänen und schmutzigem Heu hinstrecken können, weil er noch, nad1 beendetem Arbeitstage, die Ziegen, die der Wegemadier ins nächste Dorf verkauft, dorthin hatte treiben müssen. Und auch jetzt kein Ende der verfluchten Plackerei, nicht wenigstens ein paar Stunden ungestörten Sd1lafes? Die Spitzin sdiarrte, sudite und sudite, und Provi drohte und 39
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