Dieser Lederer und Besitzer des Hauses „unterm Schaurstein an der oberen Zeile zwischen der Mittermühle und Vital Hauser, Bader,“ gelegen, hatte seine Werkstatt über der Gasse. „Unterm Schaurstein inners Tor“ hieß das Stadtviertel an der Badgasse und Fabriksstraße bis zur Doktormühle, die einst 2 Tore hatte. Heute steht an Stelle der Doktormühle das Haus Fabriksstraße 20. Der Schaur¬ steinwar der „Schutzfelsen“ oberhalb der Badgasse. Die Mittermühle war das heutige Haus Fabriksstraße 1. Fabriksstraße 7 war eine Badstube. Zwischen diesen Häusern lag das Ledererhaus Fabriksstraße3 und 5, welches dem Schälhofer gehörte. In der Verlassenschaftsaufnahme wurden mehrere alte Kaufbriefe angeführt, welche das Haus betreffen. Am St.=Veits=Tag des Jahres 1433 verkaufte es Peter der Müller an Leon¬ hard den Lederer. Der Name Lederer läßt darauf schließen, daß er ein Lederer war,vielleicht jener, der das Ledererhaus aufgebaut hat. Am Phingtag nach Pauli Bekehrung ging es von Leonhard und seiner Haus¬ Margarete auf Hans Rat und seine Hausfrau Elsbeth über. Am Montag frau Cantate 1528 erwarben es Bernhard und Barbara Achperger. nach 1547 ist das Haus im Besitze ihrer Erben Jörg Khöll und Hans Ringswerch, von welchem es Andre Schälhofer kaufte. Dieser hatte im Jahre 1541 seine Hausfrau Margarete geheiratet und die später eingefallene Werkstatt in der Fischergasse inne. Im Jahre 1547 kaufte er den vierten Teil der Lohstampf in der Grüft. 1548 stellten ihm Vital und Rosina Hauser einen Zulaßbrief wegen des Gebäudes an ihrem Hause aus. 1549 erhielt er vom Stadtrichter Joachim Händl einen Zulaßbrief wegen des Ganges über den Weg in das Werkhaus. 1551 erlaubte ihm Hauser, das Wasser aus dem Grander im Bad in seine Werkstatt rinnen zu lassen. 1553 starb der unternehmende Mann. Es ist in Steyr sehr selten, daß man ein Haus bis 1433 zurückverfolgen kann. Nicht alle Bürger haben ihre Kaufbriefe sorgsam aufbewahrt und nur wenige Ver¬ lassenschaftsaufnahmen sind vorhanden. Aus der Verlassenschaft des Wolfgang Laufhuber vom 7. Mai 1544 erfahren wir, daß er das Haus zu Steyr in der Gleinker Gasse an der oberen Zeile zwischen Colman Straßkircher und Jörg Pleier besaß. Sie führt auch einen Kaufbrief von Samstag vor unserer Frauen Lichtme߬ tag des Jahres 1492 an. An diesem Tage haben Hans Judenschlaher, Messerer und Bürger zu Steyr, und seine Hausfrau Affra das Haus, das auf 500 Pfund Pfennige geschätzt wurde, verkauft, vermutlich an Laufhuber. Wolfgang Laufhuber wirdzwar erst 1539 als Messerermeister mit dem Zeichen: „Ein Rabenhaupt mit zwei Federn“ genannt. Das Haus läßt sich nach den Steuerbüchern der Stadt ein¬ deutigbestimmen: es ist das durch seine besonders breite Front besonders auffal¬ lende Haus Gleinker Gasse 16, mit dem Gasthausschild „Zum grünen Baum“. Besonders interessant sind die Säulen der Hoflauben. Sie zwingen uns gera¬ dezu,der Vergangenheit des Hauses nachzugehen. Im Jahre 1573 kam der Messerermeister Andre Schönauer in den Besitz des Hauses. Er ließ eine der Säulen durch leichtes Übermeißeln mit Ornamenten schmücken, in denen auch die Anfangsbuchstaben seines Namens: A. S. und die Jahreszahl 1573 eingefügt sind. Eine andere Säule, in gleicher Art bearbeitet, zeigt über dem Kapitel ein vierblättriges Kleeblatt, es soll den Bewohnern des Hauses Glück bringen. Das Kapitell zeigt, dem Hofe zugewandt, einen Christuskopf, ein Zeichen des Christentums der Bewohner. Unter dem Kopfe das Handwerkszeichen der Mes¬ serer, eine Krone, von 3 Schwertern durchstochen, zeigend, daß der Hausherr ein Messerer war. Unter dem Handwerkszeichen sehen uns zwei menschenähnliche Augen starr aus einem unkenntlichen Kopfe an. 89
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