Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1960

1573 wurden dem Brunnenmacher Peter Wagner 200 kl. rheinisch, der Gul¬ den zu 60 Kreuzer, für einen gegrabenen Brunnen durch den Ratsfreund Michael Aidn überwiesen. Am 29. August 1727 ist die ganze Brunnkunst samt dem Turm wie auch die Brunnmeisterwohnung abgebrannt. Die teilweise zerstörten Objekte wurden wieder aufgebaut. In den Turm war eine Uhr mit Schlagwerk und Schellen eingebaut. — bei welchem die Rohrleitungen des Nach dem Stadtbrande im Jahre 1824 Wasserkunstturmes stark beschädigt wurden, standen Turm und Wasserwerk bis 1827 als Ruine. 1825 wollte man in dem Wasserturm auf der Höhe der Zimmermeisterwohnung Windkugel aus Kanonenmetall einrichten, also das Wasser unter Preßluft eine weiterbefördern. Der Turm blieb aber, wurde wieder eingedeckt, und sein Besitzer, der Säge¬ müller Schindler, erhielt den Auftrag, für seine Instandhaltung und Feuersicher¬ zu sorgen. heit Im Jahre 1830 kam die vom Glockengießer Dominik Staffelmayr erfundene Pumpe mit Windkugel zur Aufstellung. Sie wurde am 22. Mai erstmalig in Gang gebracht. Die Windkugel, welche 340 Pfund wog und 272 kl. kostete, hat sich nicht bewährt. 1835 wurde ein neues Pumpwerk und Wasserrad eingebaut. Durch das Hoch¬ wasser 1865 wurde das Wasserkunstwerk beschädigt. Die Mühle, das Wasserkunst¬ gebäude und der Turm wurden 1874 von Ludwig Werndl der Stadtgemeinde abgekauft (um 11.000 fl.). Die Stadt ließ eine neue Wasserleitungsmaschine bauen, den Wehrturm an der Bergschule durch den Einbau von zwei übereinander¬ liegenden Reservoiren in einen Hochbehälter umgestalten und legte neue Leitungen über den Schloßberg auf die Promenade und in die Berggasse, in die Enge, auf den Stadtplatz und Grünmarkt. In der Gemeinderatssitzung vom 6. November 1896 stellte Vizebürgermeister Stigler den Antrag: „Bisher wurde das Wasser in Zwischenbrücken aus dem offenen Steyrfluß geschöpft und war daher zum Genusse ungeeignet. Antrag: Es sei in Zwischenbrücken in dem Gewölbe neben dem Stadtpumpwerk ein Brunnen¬ schacht zu graben bis zur Errichtung einer ausreichenden Quelle.“ Der Antrag wurde angenommen, der Brunnen im nächsten Jahre gegraben. Die chemische und bakteriologische Untersuchung des Wassers durch die Wiener chemische Versuchs¬ anstalt ergab die Eignung des Wassers zum Genusse, da es auch einen entspre¬ chenden Härtegrad hatte. Seither hat die Stadt auch eine Trinkwasserleitung. 1905 wurde die Leitung vom Hause Enge 21 bis Zwischenbrücken gelegt und bei der Heindlmühle ein öffentlicher Auslaufbrunnen errichtet. — Im Jahre 1973 bewilligte der Bürgermeister Richter und Rat dem Stadt¬ schreiber Melchior Heber den Anschluß seines Hauses an das neuerbaute Stadt¬ Brunnwerk. Hebers Haus stand am Berg (Berggasse) zwischen Wolf Händls Be¬ hausung und der Stadt Brandstatt oder Leiten. Er durfte pro Stunde 4, Tag und Nacht aber 96 Eimer Wasser entnehmen. Das Haus wurde niedergerissen, als das Cölestinerinnenkloster erbaut wurde. Beim großen Stadtbrand 1727 wurde das Kloster ein Raub der Flammen. Die Nonnen leiteten aus der alten Anschlu߬ bewilligung Hebers das Recht ab, in ihr wiederaufgebautes Kloster das Wasser einleiten zu dürfen. 1727 wurden auch der Brunnkunstturm, des Brunnmeisters Wohnung und die zwei Brunnen am Berg durch das Feuer zerstört. Von dieser ältesten städtischen Wasserleitung wurden zwei öffentliche Brun¬ nen am Stadtplatz gespeist: der Leopoldibrunnen und der 1882 abgetragene Brun¬ nen am Beginn des Grünmarkts. 83

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