Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1960

Die Vorbedingung für die Anlage einer Siedlung war im alten Steyr nur im Aichet, dem alten „Aichach“ gegeben. Aichach — der Ort wo Eichen standen. Hören wir die anderen Ortsbezeichnungen im Aichet, und wir bekommen wahr¬ haftig ein vortreffliches Bild der Landschaft, die von den ersten Siedlern hier ange¬ troffen wurde. Die Schotterterrasse nördlich des Aichets fällt erst südöstlich, dann südlich einige Meter tief fast senkrecht ab. Dem Südostabfall ist gegen das Wieserfeld ein tieferes Plateau vorgelagert, das die Alten Gießhübel nannten. Von diesem Hübel Hügel kamen also die Güß oder Wasser gegen das Steyrtal. Das Haus auf oder Hügel heißt heute noch Seifentruhe. Man erklärt sich den Namen aus dem dem Sife, was wasserdurchlässig bedeutet. Unterhalb des Hügels entspringt ein alten das „Aichetbrünnl“. Sein Wasser muß anfangs den erst ziemlich steilen Quell, aber flacher werdenden Hang gegen die Steyr herabgeronnen sein, denn der dann Hof, der an dem Rinnsal gebaut wurde, hieß der „Hof an der Rinn“ Der steile Hang unter der Felswand wurde die „Hungerleiten“ genannt. Der felsige Untergrund tritt stellenweise hier noch zu Tage und war sicher unfruchtbar. Diese Eigenschaft dürfte der Leiten den Namen verschafft haben. Der flachere Hang ist sehr feucht. Das Erdreich ist dort öfter gegen die Steyr abgerutscht. Dadurch ist der Hang buckelig geworden und hat den Namen „Buckelige Wiese“ erhalten. Westlich anschließend wird das Terrain ebener und fällt gegen das Steyrbett steil ab. Hier wurden die Felder angelegt, die anfangs wohl sehr steinig waren, weshalb sie „Steinfeld“ genannt wurden. Von Laureacum führte über Stein ein alter Karrenweg um den heutigen Taborberg herum durch das heutige Steyrdorf und Aichet in das Steyrtal gegen Sierning. Die Gründe im Tale links der Steyr waren fast ausschließlich im Be¬ sitze der Herrschaft Steyr; dies wissen wir auf Grund der Dienste, welche die ältesten Höfe der Herrschaft zu leisten hatten. Wir haben aber keinerlei Nachricht wann und von wem die Herrschaft Steyr diesen Besitz, der das befestigte Steyr¬ dorf, sowie die Ortschaften Aichet und Ort umfaßte, erworben hat. Mit fortschreitender Rodung siedelten sich in dem quellenreichen Aichet mehrere Bauern an. (Plautzenhof, Kleehof, Fladergut etc.) Die Grundherren legten am Zusammenfluß der Enns und Steyr das befe¬ stigte Steyrdorf an. Jedes der Häuser an dem alten Karrenweg hatte wohl seinen Hausbrunnen, doch leitete man später frisches Quellwasser aus dem Aichet in Holzröhren in das Dorf. Auf der Schotterterrasse an der Steyr und Enns stand, wahrscheinlich schon Römerszeiten her, eine aus festem Stein gefügte hohe Warte, von welcher von das ganze höhergelegene Terrain der Umgebung gut beobachten konnte. Ein man heute stehender Ziehbrunnen deutet darauf hin, daß die Besatzung des Turmes noch Wasser versorgt war. Als die großangelegte Burg erbaut wurde, leitete man mit Quellwasser vom Fuße des Laichberges in dieselbe. Als im Jahre 1582 die Herr¬ schaft diese Leitung, welche über Stadtgründe führte, ausbesserte, unterließ sie es, der Stadt zu melden (sie zu „begrüßen“) worüber sich die Stadt beschwerte. dies Die Herrschaft erwiderte, daß auch die Steyrer Bürger, deren Leitung über Herr¬ schaftsgründe führe, die Herrschaft bei Ausbesserungsarbeiten nicht begrüßen müs¬ sen, wenn sie keine Beschwerung verursachen (Stadtarchiv Bau= u. Straßensachen) eine geschlos¬ Am Fuße der Burg entstand — auf anderer Herren Grund — von Mauern umgebene Kaufmannssiedlung. Obwohl jedes Haus seinen eige¬ sene Ziehbrunnen hatte, wurde ein öffentlicher Brunnen in einem schmalen Gä߬ nen dem „Brunngassl“ errichtet, welches heute Goldschmiedgasse heißt. Preven¬ chen, huber (S. 296) erzählt, daß der Stadtrichter und Abstinenzler Benedikt Attl auf den Brunnen in der Enge besonders acht gab. Sein Nachfolger am Hause Enge 75

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