Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1960

Alsdann, wie er dann ausgestiegen war, hat dann der Herr Lehrer Ferdinand so Schiefermayer mit seiner Musik einen feschen Marsch gespielt, daß es nur schepperte in ganz Wurzenberg. Und dann ist der Herr Bürgermeister Oberpointner mit seiner Red' dran¬ kommen. Der hat direkt geschwitzt vor Angst. Direkt eine Tierquälerei ist das, denkt der Oberpointner verzweifelt, so was soll man doch einen lebendigen Menschen net antun, so was sakra, sakra . .. Mühsam preßt nun der Florian die Sätze heraus: Hochwürdigster Herr Prolet... Herr Prolet! Idem daß sie bald hän¬ gen werden. .. bald droben hängen werden... stellns Ihna vor, i bin der neuche Bürgermeister von Wurzenberg: Herr Prolet, bald werdns droben auf¬ ghängt ... am Turm droben ... dö Glocken ... dö zwoa neuchen Glocken ... Hoch, hoch, hoch!“ Der Schiefermayer, der Herr Lehrer, hat in dem Augenblick mit seiner Musik einen recht lauten Tusch und dann den Hessenmarsch gespielt, so daß der Rest der Ansprache vom Herrn Bürgermeister Oberpointner in den begeisterten Bravorufen der zahlreichen Festgäste unterging. Nach dem Hochamt, nachdem die Glocken zum erstenmal geläutet haben, war es dann noch recht gemütlich in Wurzenberg. Gegessen und getrunken wurde in den Wirtshäusern, daß es nur so schnalzte. Die ganze Feuerwehrmusik hat schon um drei Uhr nachmittags einen sitzen gehabt, samt dem Herrn Lehrer Schiefermayr, Kapellmeister. dem Erst ziemlich spät auf d'Nacht trennten sich die beiden, der Herr Prälat und der Herr Bürgermeister, so guat hats dem Herrn Prälaten gefallen in Wurzen¬ berg. Er hat die ganze Geschichte gar nicht krumm genommen und hat selber am meisten lachen müssen über die schöne Ansprache des Florian Oberpointner. Beim Heimgehen hat sodann der Käferböck, der Gemeindesekretär, dem Ober¬ pointner versprochen, daß er ihm beim nächstenmal die ganze Rede mit der Schreib¬ maschine auf ein Papier aufschreiben wird. „Und dann brauchst du so eine Ansprach' nur mehr vom Papier obalesen, Herr 27 Bürgermeister, und den Speck hol i mir morgen, ist's dir recht so... ( Blumen an meinem Weg. Blumen an meinem Weg: Wohl müßt ihr sterben, ihr Erdengeborenen, zärtlichster Gruß der Götter! 0 Verschwistert den Sternen, doch ist euer Tod nur ein tieferer Schlaf. lebt ihr dem Himmel entgegen, Bald schon weckt euch und seine leuchtende Seele die Sonne wieder und dann, spiegelt sich lieblich in euren Blumengesichtern. fast über Nacht, steht ihr Rührend schlicht ist die gläubig wieder an alten Wegen Gebärde des Blühens: und schaut in den Himmel droben, ein sich Auftun dem Licht, der allem was Seele hat ein Offenstehen Heimat ist. allem was himmlisch ist. Othmar Capellmann Samenfachhandlung Cagg. OOni6ionlgie Steur. Pfarmasse 3, Tel. ZA65 49

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