Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1960

Vor ein paar Wochen ging es halt jetzt, weils der Pfarrer gar so gern gehabt hättum ein paar neue Glocken für die schöne Pfarrkirche in Wurzenberg. Es dauerte gar nicht lange, hatten der Pfarrer und der Bürgermeister das ganzeGeld hiefür beisammen. Also der Oberpointner war wirklich ein recht tüch¬ tigerBürgermeister, haben die Leut' g’sagt in Wurzenberg. Nur beim Reden und Ansprachen halten, da hats ihn halt ein bisserl ghabt, den Florian Oberpointner. Na ja, bei der harten Bauernarbeit kommts ja net gar so viel aufs Reden an, da heißts fest zugreifen, die Sachen zusammenhalten und schön stad und brav roboten und net viel reden. Alsdann, neulich hat endlich die Einweihung der neuen Glocken in Wurzen¬ berg stattgefunden. Der Oberpointner war schon recht grantig und nervös. Er sollte ja bei dieser Gelegenheit seine erste öffentliche Rede halten. Mein Gott, im Gemeinderat da konnte man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist, aber jetzt, wann sogar der Herr Prälat aus der Stadt im Auftrage des Bischofs zur Einweihung der Glocken kommen wird, das ist jetzt nimmer0 einfach. Da muß sich einer schon fest zusammennehmen, wenns klappen soll mit so einer Ansprache, ja, ja das ist dann net mehr so leicht, wie die Leut' glauben so eineRede vor einem Prälaten. Der Käferböck, der Gemeindesekretär, hat dem Florian halt vorher ein bisserl angesagt, was er reden soll. „Woaßt, Herr Bürgermeister“, hat der Käferböck gsagt, „zuerst muaßt du dich als der neuche Bürgermeister von Wurzenberg vorstellen;beim Herrn Prälaten. Sagst halt zuerst, du bist der neuche Bürgermeister und stellst di vor, verstehst? Und nachher fangst an mit deiner Red'. Na ja, wia halt jetztn dö Glocken auffizogn werden auf den Turm und dann sagst halt, daß's halt noch recht viele friedliche Jahre läuten sollen zur Ehre Got¬ tes und der Gemeinde Wurzenberg, dö Glocken oben am Turm, wanns dann dro¬ benhängen, so sagst halt, net wahr? „Na jo“ brummte der Oberpointner „sakra, sakra, dös macht mi wohl recht nervös, so a lange Ansprach', i hab jo mei Lebn noch nia mit einem Domherrn und Prälaten z'tuan ghabt! Teifi, Teifi, wann nur dös schon vorbei wär! Du, Käferböck, i bitt' di, sei so guat und sag mir schön fleißig ein, wann i stecken bleibm sollt', i bitt' di, sei so guat, es kimmt mir auf ein anständiges Trum Speck net an, sei so guat!“ Eines Tages war es dann so weit. In ganz Wurzenberg sind die Fahnen ausgesteckt gewesen. Die Frau Lehrerin ist schon mit den festlich gekleideten Schulkindern bereit gestanden, wegen dem Singen der Landeshymne. Die Feuerwehrmusik mit dem Herrn Lehrer Schiefermayer ist auch schon beisammen gewesen, damit's recht fest einibledern können, wann er kommt, der Herr Prälat. Auch die Arbeiter zum Aufziehen der Glocken haben recht schöne blaue Schürzen umgehabt. Ganz frisch gewaschen warns. Und ein recht schöner Tag ist auch gerade ge¬ wesen in Wurzenberg. Und in den Wirtshäusern war auch schon alles Notwendige hergerichtet. Ganze Körb' voll Weißwürstl und Debreziner, große Häfen mit Schweinsbraten und Gulasch waren da und natürlich fasselweise der Most und das Bier, wanns dann gemütlich wird nach der Glockenweihe. Da auf einmal hört man schon das Auto, mit dem der Herr Prälat ange¬ kommen ist. Der war ein echt freundlicher Herr, der Herr Prälat, recht rundlich ist er gewesen, und hat halt wahrscheinlich auch eine rechte Freude gehabt über die neuen Glocken, der Herr Prälat, weil er gar so lieb gelächelt hat, wie er aus¬ gestiegen ist. 48

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