heiten besonders verspürt. Seit 1584 war in unserer Stadt der Sitz der österrei¬ chischen Eisenobmannschaft, der „obersten lokalen Behörde für alle Belange des österreichischen Eisenwesens“.38 Der Eisenobmann Christoph Strutz hatte schon im Oktober 1600 berichtet, daß er in seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Eisenobmann noch nie so schlechte Zustände im Eisenwesen erlebt hätte. Er befürchte, daß die Bürger, die bei der Companie Geld eingelegt hatten, die Einlagen kündigen wür¬ den, was auch tatsächlich erfolgte. Zahlreiche Geldgeber hatten in den folgenden Jahren ihre Kapitalien gekündigt, wie dies aus bezüglichen Eisenakten im Stadt¬ archive Steyr hervorgeht.39 Die Gegenreformation bewirkte ein Sinken der Produktion. Die Eisenhandels¬ gesellschaft war nicht in der Lage die Verlagskosten zu decken, da ihr zu wenig Eisen angeliefert wurde. Diese Zustände führten schließlich in späteren Jahren zum vollkommenen Zusammenbruch des Eisenwesens. Die Herkunft der Familie Jahn kann nicht mehr festgestellt werden. Matthäus Jahn selbst wird erstmalig in einem Steuerbuche des Jahres 1583 erwähnt. In den Häusern Stadtplatz 20/22 Berggasse 35/37, an deren Stelle sich heute das Sparkassengebäude erhebt, betrieb er seine Handelsgeschäfte mit Venedigerwaren, Getreide, Sensen, Blech, Tuch und eine Gastwirtschaft.40 Von links nach rechts: Siegel des Bürgermeisters Matthäus Jahn, des Bürgermeisters Cosman Mann und des Stadtrichters Joachim Händl auf dem Testamente Jahns. „.. weil nichts gewisserß ist den der Tott / Hingegen nichts ongewissers als die stundt desselbigen . . .“ und zur Verhütung von Gezänk, wie sich dieses „... auf absterben der Elttern wider verhoffen deß abgestorbenen . . .“ ergibt, verfaßte Jahn am 10. Juni 1616 ein eigenhändig geschriebenes Testament.41 Er versügte, daß er von seinen Kindern Johannes und Catharina in der von ihm am 24. 4. 1599 erworbenen Gruft am Taborfriedhofe (27. links des Haupteinganges) seinem Stande gemäß beigesetzt werde. Ebenfalls schon zu Lebzeiten hatte er sich ein Epitaph errichten und um die Gruft ein „Eyseuß ond gestricktes gatter“ machen lassen. Außer zwei Legaten vermachte er sein ganzes Vermögen seinen beiden zu dieser Zeit noch ledigen Kindern. Ein Legat in der Höhe von 100 Gulden war für die Erhaltung der evangelischen Schulkirche vorgesehen, das andere im Betrage von 50 Gulden für das „Armen Hauß bey der Steyr“ (heute Bürgerspital) Für die Ausübung des Obersten=Amtes bei der Erbhuldigung im Jahre 1609 „verehrte“ ihm die Stadt 100 Dukaten. Um diesen Betrag hatte Jahn einen gro¬ ßen silbernen Becher mit den aufgeschmolzenen Wappen der sieben Städte Ober¬ österreichs erworben. Er vermachte ihn seinem Sohne, da dieser bei der Erbhul¬ digung mit ihm geritten war. Um seine Tochter nicht zu schmälern, bedachte er sie mit Silbersachen eines annähernd gleichen Wertes. Überdies setzte er Katharina für die hingebende Pflege, die sie ihrer Mutter während des Krankenlagers ange¬ deihen ließ, den „Laichperg“ mit den drei dort stehenden „Heysln“ aus.42 Am 16. März 1619, im Alter von 71 Jahren, starb Matthäus Jahn.43 116
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2