von Ungarn. Türkenscharen und rebellierende Söldner der ungarischen Gutsbesitzer, die Haiducken, streiften bis in die Nähe Wiens und verbreiteten Angst u. Schrecken. Diese äußere Bedrängnis hatte ein merkliches Nachlassen der Religionsrefor¬ mation zur Folge, denn es bestand die Gefahr, daß die protestantisch gesinnten Stände zum Nachteile der Regierung bei Forderungen Widerstand leisten würden. Die Regenten waren durch die Türkengefahr in eine ihre Macht hemmende Abhän¬ gigkeit gekommen, weil von den Landständen die Geldbewilligungen ausgingen. Auch in der Stadt versteifte sich sofort die Haltung der den Religionsreformen abholden Bevölkerung. So waren z. B. die Handwerkszünfte, Zech= und „Vier¬ maister“ der Hammermeister und Hufschmiede, Messerer und Schleifer, Schneider, Lederer, Bader, Fleischhacker, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute u. Messerschmiede zum Tragen von Fahnen und „Höbeln“ bei der Fronleichnamsprozession aufge¬ fordert worden. Sie lehnten aber eine Teilnahme schriftlich ab und wurden deshalb am 18. 6. 1604 vor den Rat gerufen. Trotz der ihnen verlesenen obrigkeitlichen Befehle und der „mehrfaltigen treuherzigen ganz vätterlichen vermahnung ond Wahrnung vor straff“ blieben sie bei ihrem Beschluß.13 Die ganze spannungsgeladene Atmosphäre zeigen zwei Verordnungenl“ vom Mai 1604, die Bürgermeister, Richter und Rat an die Bevölkerung richteten. In ihnen drückten sie ihr Befremden aus, daß Bürger, die sich wieder dem Katholizis¬ mus zugewandt hatten, nunmehr mit besonderem Eifer Anwürfe gegen den Rat erhoben hatten und im Kampfe gegen den Protestantismus in vorderster Front stünden. Unruhen, die zu Tätlichkeiten ausarteten, und Verleumdungen seien eine Folge davon. Es war auch vorgekommen, daß Bürger und ledige Handwerks¬ burschen vor dem Rathause gegen das Reformationsedikt und die kaiserlichen Kom¬ missare demonstriert hatten. Alle redlichen Bürger, im besonderen die Handwerker in Ennsdorf und Steyrdorf, wurden aufgefordert, sich von solchen Auseinander¬ setzungen fernzuhalten, bzw. Vorhaben, die zu Ruhestörungen führen hätten können, dem Rate zur Anzeige zu bringen. Wegen der dauernden Kriegswirren, die viele Kosten verursachten, sah sich die Regierung gezwungen, nach neuen Einnahmsquellen Umschau zu halten. Eine solche die Erhöhung der Wassermaut in Mauthausen, Linz, Ybbs und Stein. Hier¬ war ihnen führten die sieben landesfürstlichen Städte Oberösterreichs (unter über Klage, die durch diese Erhöhung ihren Handel belastet fühlten.15 Steyr) In dieser Zeit, am 14. 6. 1603, wurde die „Eisenkompanie“ in Steyr vom Vizedom Gienger aufgefordert, zum Bau des kaiserlichen Schlosses in Linz fünfzig Zentner Eisen zu liefern.16 Erwähnt sei auch, daß der Rat am 13. August 1603 beschloß, einen „abrüs“ des Burgfrieds anfertigen zu lassen. Es handelt sich hier um die erste in den Rats¬ protokollen erwähnte Darstellung eines Stadtplanes. Mit der Durchführung wurden zwei Ratsherren beauftragt, denen der Stadtmaler, als Ersatzmann dessen Geselle, zugewiesen wurden.17 Coloman Dorninger konnte sich nach seiner Amtszeit noch 5 Jahre eigenen Ge¬ schäften widmen. In den „Annales Styrenses“ wird 1609 als sein Todesjahr angegeben.18 Seine einzige Tochter Susanna heiratete den Steyrer Bürger Wolff Eber¬ hardt, seine Witwe verehelichte sich zum zweiten Male mit dem Handelsherrn und späteren Bürgermeister Cosman Mann. 2) RP. 1595, S. 153: am 15. 12. 1595 erwarb er das Stb. 1583, Bl. 26. — 1) Bürgerrecht. 4)Er war in 1. Ehe mit Martha Trodlin, in 2. mit Anna 2) Gestorben 15. 11. — Offerlin aus Enns, der Witwe des Steyrer Bürgermeisters Khölnpeck, verheiratet. 107
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