noch in Steyr aufhielten, obwohl jene mehrmals aufgefordert worden waren, die Stadt zu verlassen. Durch ihre Gegenwart seien die Bürgerschaft und der Rat in Gefahr. Deshalb müsse man sic nochmals ersuchen, daß sie sich „von hier weg be¬ gebent ond sich lenger nit ongelegentlich aufhalten“ Am 14. 1. wurde beschlossen, Magister Müller abzufertigen und sich deshalb 48 in der Wohnung Höbers zu treffen. Über wiederholten Befehl des Landeshauptmannes mußte auch das protestan¬ tische Gymnasium seine Pforten schließen.49 Die Lehrer wurden entlassen. Der Rektor des Gymnasiums, Georg Mauritius, nahm mit einem wehmutsvollen Ge¬ dichte, das uns der Geschichtsschreiber Prevenhuber überlieferte, Abschied:50 Du Edls Steyr, GOtt behiette dich, Du hast ehrlich gehalten mich In deiner Schooß gepflogen mein Die gantze Zeitt, weils hat khünsein, Dein Jugend hab gelehrt ich zwar Nun in die acht und zwantzig Jahr, Jetzt aber alt und fast verdrossen, Werd ich ins Elendt nauß gestosen. Doch sey GOtt Danck, der durch sein Gnadt, Mich auch darzu gewierdtigt hatt, Daß ich was seinen Nahm zu Ehrn, Soll leiden, thueß auch willig gehrn, Für dich O Steyer! ich mein Gebett Zu GOtt will richten, früe und spett, Sowohl für alle die GOtt mir, Zu Freundten geben, wie Ich spüer, Ihr lieben Freundt GOtt Euch behiett, Von Euch ich Urlaub nimm hiemit, Und du mein Steyr behiett dich GOtt Gsegn dich GOtt, rett dich aus Nott. Für seine treuen Dienste wurde Mauritius der Dank derStadt ausgesprochen. Gleichzeitig wurde ihm vom Rat für die Fortsetzung derStudien seiner beiden Söhne Karl und Philipp ein Stipendium zugesichert undfür seine Übersiedlungs¬ 51 kosten nach Nürnberg wurden 100 Gulden flüssig gemacht. Im März wurden Bürgermeister Muth, Stadtrichter Hirsch und die vier älte¬ sten Ratsherren zum Landeshauptmanne vorgeladen. Dort wurde ihnen eröffnet, daß es in Linz bekannt wäre, daß Conrad Khün gestorben sei und an seiner Stelle Diakon Rennman im Spital säße. Deshalb seien die anwesenden Steyrer in „Leib ond guetsstraf“ gefallen, also straffällig geworden. Unbeschadet anderer noch zu verhängender Strafen hätten sie sofort im kaiserlichen Schlosse zu bleiben, bis Dia¬ kon Rennman aus Steyr fortgezogen wäre. Die Ratsherren entschuldigten sich da¬ mit, daß Rennman zwar schon von der Stadt abgefertigt worden wäre, er aber wegen der Kälte noch nicht hätte wegziehen können, da seine Kinder erkrankt waren. Es gelang, den Landeshauptmann zu bewegen, von der sofortigen Strafverhängung abzusehen, doch mußten die Stadtfunktionäre mit „mundt ond Handt“ geloben, den Diakon sofort nach ihrer Heimkehr wegzuschicken.52 In drei Gruppen wurde am 28. 3. 1600 die gesamte Einwohnerschaft Steyrs in das Rathaus entboten.53 Hier verlas ihnen Stadtschreiber Neudecker einen kai¬ serlichen Befehl, wonach die Steyrer nur mehr am katholischen Gottesdienste teil¬ 100
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2