Die „Reichspost“ schrieb: „Blümelhubers Werk hat Ewigkeitswert, seine Kunst wird in den Händen seiner Schüler weiterleben ... Bereits 1907 bekam der in Wien bei dem bekannten Medailleur Prof. Stephan Schwartz bereits als Graveur ausgebildete und fähige Künstler Hans Gerstmayr ein Staatsstipendium, um sich bei Blümelhuber als Mitarbeiter zu vervollständigen. Zu seinen Lieblingsarbeiten zählten damals die Stempelschnitte in Negativ. Solche Arbeiten sind besonders mühevoll, da auf der Siegelfläche in der Regel ein Porträt eingeschnitten werden muß. Beim Bau des Meisterateliers für Stahlschnitt in Steyr 1908 hatte Gerstmayr Gelegenheit, sein vielseitiges Talent zu zeigen. Von ihm stam¬ Reg.=Rat Prof. H. Gerstmayr, der zweite Steyrer Meister, in seinem Heim in Mauthausen. men die Steinplastiken und Reliefs an der Hausfront, ein Brunnen aus Sandstein mit zwei Mädchen (Relief) unter der Widmung des Hauses, ferner eine Madonna mit Kind Relief in Keramik an der Einfriedung des Hauses in einer Tufsteinnische. Dieses Relief kann man von der Straße aus sehen. Von den Stahlschnitten aus dieser Zeit sei hier ein Jagdmesser erwähnt, das aus einem Stück à jour geschnitten ist, mit dem Wappen des Bestellers, der Jagdgöttin Diana mit dem Bogen, einem Edel¬ hirsch und Blumen geziert (Bild 5). Gerstmayrs ureigenste Schöpfung ist die Her¬ stellung von Originalschmuck aus Stahl. Der erste Anhänger diente 1912 als Braut¬ chmuck. Die große ornamentale Begabung Gerstmayrs half wohl einem größeren Einfluß des Jugendstils der Sezession standzuhalten, wobei die durch die Stahl¬ schnitttradition einmal gegebene Abhängigkeit von den Renaissancevorbildern sich diesmal vielleicht vorteilhaft als Hemmung vor einem Aufgehen in der Tagesmode bewähren mochte. 1920 wurde Gerstmayr Professor an der kunstgewerblichen Abtei¬ lung für Stahl= und Stempelschnitt an der Bundesgewerbeschule Steyr. Gerstmayr umschrieb das Ziel seiner Lehrtätigkeit einmal wie folgt: „Durch die Schule soll wie¬ der echtes Kunsthandwerk lebendig werden. Es gilt Freude und Liebe zu edler Werksarbeit bei den Schülern zu wecken, die Handarbeit in der Heimat wieder zur Geltung und den Werkstücken wieder Eingang ins Volk zu verschaffen. Damit zu¬ ammen hängt auch das besondere Bestreben, dem Stahlschnitt durch erschwingliche Preise eine weitere Verbreitung als bodenständigem Schmuck zu sichern. So könnte 88
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