Michael Aidn war von der Stadt auch mit der Erbauung des im Steyrer Stadt¬ bildes so charakteristischen Wasserturmes in Zwischenbrücken betraut worden. Heute kennen wir ihn nur mehr in gekürzter Gestalt. Nach Fertigstellung des Turmes im Jahre 1574 wurden durch diesen die beiden am Stadtplatz befindlichen Brunnen (Poseidon= und Neptunbrunnen) gespeist.“ Am 10. 5. 1594 war in St. Peter der zweite Bauernkrieg ausgebrochen, der sich vorerst gegen die Vertreter des Katholizismus gewandt hatte. Aus dem Mühl¬ viertel griff der Aufstand auf das Hausruckviertel über. Schließlich brach am 6. April 1596 ein allgemeiner Aufstand der Bauern los, dessen letzter Abschnitt sich 1597 im Traunviertel, in der Umgebung Steyrs abspielte. Landeshauptmann Löbel, ein dem Katholizismus bedingungslos ergebener Mann, hatte schon 1594 den Auftrag erteilt, in Steyr Musterungen abzuhalten, die Stadt in den Verteidigungszustand zu setzen und Kaiser Rudolf II. die Treue zu wahren. In dieser unruhevollen Zeit zeigte sich Bürgermeister Aidn als überlegender und besonnener Mann, der sich der großen Verantwortung seines Amtes bewußt war. Im November 1596 hatte die Herrschaft Steyr ihre Untertanen zur Musterung entboten. Die Bauern erschienen im Schloß, wollten aber vorerst ihre Beschwerden vorbringen und dann gehorchen. Es kam zu einem Tumult, bei dem der Burggraf von den Bauern tätlich bedroht wurde. Der Rat der Stadt ließ darauf die Bürger¬ schaft zum Schutze des Burggrafen aufbieten. Die beiden Bauern, die gegen diesen tätlich vorgegangen waren, wurden mit dem Schwerte hingerichtet. Dieses Vorge¬ hen hatte zur Folge, daß sich die Bauern des Traunviertels zusammenrotteten und am 1. 12. des gleichen Jahres vor die Stadt zogen. Zu gleicher Zeit trafen auch 5000 revoltierende Bauern aus Niederösterreich ein, die nordöstlich der Stadt ihr Lager aufschlugen. Dieses vereinigte Bauernheer wollte die Stadt und das Schloß besetzen und an dem Burggrafen Rache nehmen. Inzwischen hatte der Landeshaupt¬ mann der Stadt befohlen, dem Burggrafen Hilfe zu leisten. Die Bauern hatten alle Wege in die Stadt gesperrt und eine Abordnung an den Rat gesandt, von dem sie unter Androhung von Gewalt forderten, daß er ihnen freien Zugang in die Stadt weiters Quartier und Verpflegung gewähre.s Diese Ansinnen der Bauern wurden vom Rate abgelehnt. Sicherlich hatte die Furcht des Rates, die Bauern innerhalb der Stadtmauern zu haben und wehrlos ihren Aktionen ausgeliefert zu sein, eine Rolle bei der Ablehnung ihrer Forderungen gespielt. Um aber Zusammenstöße zu vermeiden, gestattete man den Bauern stillschweigend, ihre Verpflegung in Ennsdorf und Steyrdorf abzuholen. Ein sehr strenger Winter und die Aussichtslosigkeit ihre Forderungen durchzusetzen, bewogen das Bauernheer, am 6. Dezember wieder abzu¬ ziehen. Die Gruppe um Tasch zog gegen Sierning und dann weiter nach Wels, die anderen Bauernhaufen verliefen sich. Der zweite Bauernkrieg und der Türkenkrieg hatten die Gegenreformation wohl verzögert, aber nicht aufgehoben. Der Rat war sich dessen bewußt als er 1597, zu¬ sammen mit dem evangelischen Kirchenministerium, eine Schrift „Theologische Be¬ denken der Stadt Steyr“, verfaßte.? In dieser wurde die Notwendigkeit einer ein¬ heitlichen protestantischen Front gegen Übelstände in der katholischen Kirche propa¬ giert. Es ist sicher anzunehmen, daß Bürgermeister Aidn als begeisterter Anhänger der Lehre Luthers an der Abfassung dieser Bekenntnisschrift mitwirkte Aidns Amtszeit als Bürgermeister lief 1597 ab. Er verblieb aber weiterhin im Rate und wurde 1599 als Vertreter Steyrs zum Landtage nach Linz entsandt. Der neue Bürgermeister Hans Muth verstand es, ihn unter Hinweis auf das Vertrauen der Mitbürger und die politische und religiöse Not der Zeit, zur Reise zu bewegen. Im Sommer desselben Jahres machte er als Abgesandter der Stadt auch eine Reise nach Prag. 10 Landeshauptmann Löbl hatte indessen die über die Stadt verhängte und noch nicht bezahlte Strafe von 8000 Dukaten nicht vergessen. Er lud am 7. August 1600 fünf Ratsmitglieder, unter denen Michael Aidn war, nach Linz. Hier wurden sie in Haft genommen und ihnen erklärt, daß sie solange in derselben zu verharren hät¬ 127
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2