Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1959

Um der Stadt größere Einkünfte zu sichern, beschloß der Rat im Jahre 1583 einhellig, auswärtige Handelsniederlassungen abzuschaffen. Allen Faktoren wurde mitgeteilt, daß sie diese bis Weihnachten zu schließen hätten. Nürnberger und andere „aussere“ Kaufleute, die in der Stadt einen Handel mit Buchsholz (das von den Messerern für die Beschalung der Messer gebraucht wurde) oder mit anderen Waren unterhielten und im Steyrer Lager einen Diener beschäftigten (der, wie „von alters gebreüchig... Zwei Monat laung“ dieses Lager offenhielt), dursten nur mehr einen Monat lang ihre Waren feilbieten.s Es wird sich bei dieser Abschaffung sicherlich auchum eine Beseitigung der Konkurrenz gehandelt haben. Den fremden Kaufleuten soll auch das Benützen von Gewölben zum Feilhalten von Waren in den Vorstädten künftighin verboten werden. Man hoffte, die Bürger der Vorstädte über diese Maßnahmen beruhigen zu können. Auch dachte man daran, diese Handelsleute durch die Verfügung dahin zu bringen, daß sie sich in der Stadt um Gewölbe umsehen würden. Ebenso wie die Maßnahme, daß alle Waren zur Ab¬ waage in die Stadt gebracht werden müßten, hoffte man, eine Verlagerung des Standortes der auswärtigen Kaufleute aus den Vorstädten in die Stadt zu er¬ reichen. Schließlich wurde auch die Möglichkeit ins Auge gefaßt, unter dem Rathaus Gewölbe zu errichten und die dort besindlichen Fleischbänke zu entfernen. Dies könnte man aber jetzt noch nicht durchführen, da die Stadt derzeit mit anderen Auf¬ gaben überlastet sei. Inzwischen könnten die Fremden mit ihren Waren ja noch in Steyrdorf verbleiben.85 Die Sperrung der Steyrer Faktoreien hatte zur Folge, daß z. B. die bayrischen Handelshäuser, deren Faktoren in der Stadt waren, erklärten, sie würden „Pux' nur an diese abgeben.s Bürgermeister Händl beschloß nun, solches Holz in Linz einzukaufen und ordnete hiezu die Ratsherren Pfefferl und Seyringer ab, die in Linz 26 „Puxvas“ einkauften.s Während dieses von den Messerern so begehrte Holz in Linz je Faß 98 Gulden kostete, betrug der Preis in Steyr 100 Gulden für das Faß. 80 Die Finanzmittel der Stadt wurden durch den Landesfürsten häufig in Anspruch genommen. Am 14. März 1572 wandten sich die sieben landesfürstlichen Städte in Oberösterreich an den Landeshauptmann Dietmar von Losenstein und den Vizedom Cosman Gienger wegen Rückzahlung eines von diesen Städten dem Kaiser gewähr¬ ten Darlehens von 16.000 Gulden.? Zwei Monate später befahl Maximilian II. dem Vizedom, daß er den Städten vorläufig die Zinsen für drei Jahre auf vorerwähntes Darlehen auszahlen solle.? Auch im Jahre 1576 will der Kaiser von den Städten neuerlich eine Anleihe erreichen;? der Rat der Stadt gab den nach Linz entsandten Ratsmitgliedern Instruktionen, falls das begehrte Darlehen vom Kaiser für Zwecke der Übernahme der polnischen Krone dienen sollte.* Weitere Verhandlungen folg¬ ten;““ am 28. 3. 1578 wurden die Ratsmitglieder Pfefferl und Sebold nach Linz ent¬ sandt, um über den kaiserlichen Befehl, daß die Städte Steyr und Linz 7200 Gulden aufzubringen hätten, zu beraten.? Kurz nach seinem Regierungsantritt verlangte auch der neue Kaiser, Rudolf II., für sich und seine Mutter ein Darlehen von 30 000 Gulden. Nach einigen Verhandlungen stellte die Stadt zunächst eine erste Bürg¬ schaftsverschreibung für das vorerwähnte Darlehen aus. Für den 1582 in Augsburg stattfindenden Reichstag hatten die Städte Steyr, Linz und Enns ebenfalls eine Anleihe aufzubringen.?“ Da auch in „anndern orthen die Salz Hänndl in der Stat Hanndten“ soll man auch in Steyr, wie in Wels und Linz, den Salzhandel durch die Stadt be¬ treiben lassen. Dieser soll einem Bürger auf Rechnung übergeben werden. Überschuß und Gewinn soll man für arme Leute verwenden. Die Stadt will jedoch vor der endgültigen Inangriffnahme dieses Planes sich noch in den vorgenannten Städten über die Durchführung dieser Handelsart erkundigen##s Wie ein dunkles Gespenst schwebte über der Stadt die stetige Gefahr des Aus¬ bruches von Infektionskrankheiten. Es scheint sich nicht bei allen Epidemien, die in der Stadt auftraten und die gewohnheitsmäßig als Pest bezeichnet werden, auch 106

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