unterlassen, kauften verschiedene Müller, unter ihnen auch der Müller in Raming, ein Unterthan der Herrschaft Steyr, Getreide auf, das sie ohne Wissen der Obrig¬ keit an anderen Orten zu erhöhten Preisen abgaben, und so den Steyrer Wochen¬ markt und damit auch die Versorgung der Stadt gefährdeten.t Der Rat traf verschiedene Maßnahmen, um die Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Lebensmitteln zu sichern. Den Bäckern wurde bei Androhung einer Strafe an Leib und Gut bis auf „enntliche abhanndlung der Neuen ge¬ pächtsordnung“ befohlen, ordentliches Gebäck herzustellen.“ Schließlich wurde ihnen im Dezember 1572 auferlegt, daß sie Semmeln und Roggengebäck gut bak¬ ken sollten. Das Gewicht für ein Paar „Zwailling“=Semmeln wurde mit 18 Lot und das des Laibes Roggenbrot mit 4 Pfund 20 Lot festgesetzt; der Zweikreuzer¬ Laib sollte halb so schwer sein. Bei Nichteinhaltung dieser Gewichte und unter Festlegung gewisser Toleranzen, die nicht einer Strafe unterlagen, müßten die Bäcker für jedes Lot Mindergewicht zwei Golddukaten und für schwarze oder schwammige Semmeln einen Dukaten als Strafe erlegen.! Um eine Preisstabilisierung zu erzielen, beschloß der Rat, aus seinen Lagern an die Bürgerschaft und armen Bäcker Getreide zu bevorzugtem Preise gegen bare Zahlung abzugeben und zwar den Metzen Korn um zwei Gulden, den Metzen Weizen um 19 sh Pfg.13 Aber auch andere Güter waren begehrt. So hielt der Wirt „am Moß“ die Säumer (Transportfuhrleute) auf den Straßen an und kaufte ihnen den zuge¬ führten Süßwein ab, den er mit erheblichem Aufschlag weiter verhandelte. Wolff Händl war es vorbehalten, die als größte bekannte Hochwasserkata¬ strophe, die Steyr bis auf den heutigen Tag zu verzeichnen hat, zu erleben und als Bürgermeister an der Behebung der angerichteten Schäden mitzuwirken. Beide Flüsse der Stadt, Enns und Steyr, waren am 8. Juli 1572 wegen der andauernden Regengüsse aus den Ufern getreten. Die Enge und der halbe Stadt¬ platz standen unter Wasser, der Verkehr konnte nur mehr durch Zillen aufrecht erhalten werden. Alle Brücken der Stadt, die Stadtmauern und Türme entlang der Enns, die zwei oberen Tore, der hintere Teil des Rathauses und zahlreiche am linken Ennsufer gelegene Häuser waren stark beschädigt oder ein Raub der hochgehenden Fluten geworden. Auch die Lateinische Schule (das evangelische Gymnasium), die sich im heutigen Postgebäude (Grünmarkt 1) befand, stürzte ein. Mit aller Macht wüteten die entfesselten Wassermassen. Auf den tobenden Fluten kamen Holzstadel, Mühlen, Schleifen, entwurzelte Bäume und Tierkadaver ge¬ chwommen, die vom Wasser mitgerissen worden waren.“ Magister Georg Mau¬ ritius, Professor Extraordinarius aus Nürnberg und Nachfolger des am 28. 10. 1571 verstorbenen Magisters Thomas Pegaeus, Rektors der Lateinischen Schule in Steyr, verfaßte anläßlich dieser über die Stadt hereingebrochenen Katastrophe nachstehendes Gedicht Nach der Geburt des Herrn Christ) ein Katz darauf wol hätt künen als die Zahl nun herkommen ist sein Lauf übers Wasser gwünen: tausend fünffhundert siebenzig zwey Die großen Aichen sammt der Wurtzl und Julius nun kam herbey. gantz ausgewachsen und im Burzl An einen Sonntag Abends spat ins Wasser fielen als umgeschlagen das Wasser angefangen hat was machet war daß drauß groß Zagen zu wachsen grausam grimmigsehr und Hertzenleid den leuten kam daß es war wie ein tiefes Meer. Daß alles wegriß der Wasser=Strom; Aus wenig Tage7 regnet stett von grossen Buchen auch der Grund dermassen zugenommen hätt sich mit dem Grieß umkehrn begundt. daß es führt Holz und grosse Baum Montags fruh um sechs Uhr ungefehr die man zweymahl erklafftert kaum. die Brucken kamen geflossen her Zugleich die Steyer und Enuß gar dick vorm grausamen der Balcken Gewalt fürwahr viel manche tausend Stück der in der ganzen Stadt erschallt 4 97
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