Die vorrösterreithischen Von Dr. Otto Wutzel Heinathäufer In der kulturellen Arbeit gibt es viele Randgebiete. Im Kulturgespräch wird diese Tatsache meist mit wehleidigem Tonfall festgestellt. Man beklagt sich über die Interesselosigkeit des Publikums, beklagt den Materialismus der Zeit. Vielleicht wäre es gut, diese Wehleidigkeit einmal wegzulassen. Nehmen wir einen Vergleich aus dem alltäglichen Leben. Auch Großstädte besitzen Randgebiete. Bleiben diese ungepflegt, schauen sie scheußlich aus. Werden sie aber gepflegt, so sind sie ein we¬ sentlicher Bestandteil moderner Stadtplanung. Sie liefern dann den Grüngürtel einer Stadt, sind also ihr Erholungsreservoir. Freilich pulst in ihnen kein Leben. Die City mit ihren Geschäftspalästen und Verwaltungsgebäuden genießt den Vor¬ rang. Der Fremde kommt nicht dorthin. Gerade deshalb, gerade in ihrer Abge¬ schiedenheit, sind sie aber so bedeutungsvoll, weil in ihnen der Mensch als Indivi¬ duum menschenwürdig leben, sich dort ausrasten kann. Es lebt dort der Wissen¬ schafter, der Künstler und verrichtet sein Werk. Es entspannt sich dort der Mann der Wirtschaft und der Politik, sammelt neue Kraft. Und es steht dort manches unscheinbare Haus, das in die Weltgeschichte eingegangen ist. Denken wir doch nur an die biedermeierlich verträumten Vororte, also an die Randgebiete Wiens Der Ausdruck Randgebiet wird in dieser Sicht seines bitteren und abschätzi¬ gen Beigeschmacks entschärft. Diese Einleitung möchte ich den Kustoden unserer Heimathäuser ins Stamm¬ buch diktieren. Wenn wir von einem Heimathaus sprechen, sind wir nämlich bei einem derartigen Randgebiet des Lebens angelangt. Es mag richtig sein, daß der einzelne Kustos sich oft in der Interesselosigkeit seines Ortes vollkommen vereinsamt fühlt und mutlos werden will. Er möge aber bedenken, daß eben Randgebiete im¬ mer menschliche Zonen sind. Damit sind sie kulturelle Zonen, denn Kultur ist mit Menschlichkeit gleichzusetzen. Hier kommt es nicht auf die Zahl, auf die Erfolgs¬ Gott sei es gedankt — nur der innere Wert, den das Einzel¬ — statistik an, hier gilt wesen aus einem Besuch ziehen kann. Nun wollen wir aber die Theorie verlassen und uns der Praxis zuwenden. Wenn wir als heutiges Thema die Heimathäuser im Lande Oberösterreich gewählt haben, so besteht für diese Themenwahl ein sehr aktueller Anlaß. Eben ist nämlich der Heimatverein Mondsee dabei, sein Heimathaus grundlegend umzugestalten. Die Arbeiten vollziehen sich im Raum der hervorragend schönen ehemaligen Stiftskirche des Ortes. Sie werden vielen Fremden, die im Sommer zu Besuch kommen, auf¬ fallen. Das Heimathaus Mondsee kann in seiner Besucherstatistik als eine Ausnahme gelten. Erst 1952 gegründet, konnte es bisher Ziffern aufweisen, die für Heimat¬ häuser einen Rekord darstellen. So kamen im Jahre 1956 40.000 Gäste, die die Sammlungen besahen. Ausnahmsweise wird also einmal die Notwendigkeit und die Berechtigung eines Heimathauses auch durch eine entsprechende Zahl belegt. Die Begründung ist leicht mit der Wechselbeziehung zum Fremdenverkehr gefunden. Es wird nunmehr heuer und im nächsten Jahr die Planung verwirklicht, das Mondseer Heimathaus aus dem Südtrakt der Kirche, wo es in einem Nebenraum untergebracht war, in den Nordtrakt zu verlegen und ihm als neue Heimstätte den ehemaligen Betchor und die ehemalige Klosterbibliothek zuzuweisen. Dadurch wird die Atmosphäre der Sammlung ungeheuer verdichtet. Zwei historische Räume des altehrwürdigen Benediktinerstiftes werden dadurch wieder zugänglich gemacht, er¬ halten eine neue Zweckwidmung, Tradition verbindet sich mit zeitgebundenem Geist. 90
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