stände verlangten dringend eine Schulreform. Maria Theresia ließ schon im Jahre 1751 umfangreiche Erhebungen in den Ländern vornehmen und suchte durch Einzel¬ verfügungen die schulischen Gebrechen zu beheben.°) Doch erst ab 1769 wurden die Vorarbeiten für ein umfassendes Schulgesetz energisch in Angriff genommen. Mit der „Allgemeinen Schulordnung für die deutschen Normal=, Haupt= und Trivial¬ schulen in sämtlichen kaiserl. königl. Erbländern“, von Maria Theresia am 6. De¬ zember 1774 sanktioniert, wurde die gesetzliche Grundlage geschaffen, auf der das Volksschulwesen Österreichs in großzügiger Weise einheitlich neugestaltet werden konnte.?) I. Die Stadtschulen 1. Die Schulen der inneren Stadt a) Die Schule am Berg (Berggasse) Im Gebäude Berggasse Nr. 14 (Pfaffenwimmer), in der Reformationszeit der „Gmain Kasten“, war seit den Siebzigerjahren des 16. Jahrhunderts die Schule am Berg untergebracht. Nur von 1593 bis 1615 bewohnte die Schulräume der Stadtphysikus Dr. Wolfgang Ortner. Das Gebäude unterstand dem Verwalter des Bruderhauses und wurde deshalb im 17. Jahrhundert als „Bruderhauskasten“ be¬ zeichnet.s) Den Unterricht an dieser Schule übernahm schon zu Anfang des Jahres 1626 der Schulmeister Hermann Kämpel, der zum Katholizismus übergetreten war.?) Um 1647 wurden am Kastengebäude größere Instandsetzungsarbeiten vor¬ genommen. 1681/82 die Haustüre, die Fensterstöcke, das Dach und die Abort¬ anlagen erneuert und 1701 die Stiege, „so in das Schulhaus führet“ repariert.1 Der große Stadtbrand des Jahres 1727 beschädigte aufs schwerste das Gebäude und vernichtete die Holzvorräte des Schulmeisters Daniel Goldenstainer, der sich nun um eine andere Wohnung umsehen mußte. Im folgenden Jahre wurde das Haus anläßlich des Wiederaufbaues um ein Stockwerk erhöht. Die Schulwohnung überließ der Magistrat dem Salburgischen Verwalter Rechl aus Weißenbach gegen einen jährlichen Mietzins von 30 Gulden. Goldenstainers Bitte um Verleihung der alten Schulräume im Bruderhauskasten fand bei der Stadtobrigkeit kein Gehör. In welchem Hause der Berggasse der Unterricht nach 1727 erteilt wurde, konnte noch nicht ermittelt werden, vermutlich in einem Benefiziatenhaus. Um 1738, als der Schulmeister Johann Georg Donn auf den Schuldienst ver¬ zichtete, dürfte die Schule am Berg geschlossen worden sein. Die Ratsprotokolle der nächsten Jahre bringen keine Nachricht über diese Schule. Bewerber um diese Stelle wurden 1741 und 1743 vom Magistrat abgewiesen. Somit verblieb ab 1738 für die innere Stadt allein noch die Schule im Neutor.!) Schulmeister: 1626 —1640: Hermann Kämpel (Khämpl, Kampl). Wahrscheinlich aus Klosterneuburg zugewandert, vermählte sich 1613 mit einer Steyrer Bürgers¬ tochter, erwarb das Bürgerrecht und war seit 1621 Schulmeister in Ennsdorf. 1640 wurde er von den Schulinspektoren wegen Unfleiß getadelt und an die Neutorschule versetzt.l) 1640 —1643: Gregor Bayr. Er kam aus Mondsee. Schon Ende des Jahres 1639 sagte ihm der Magistrat eine Schul= und Rechenmeisterstelle zu. Im Mai 1643 verfügte der Stadtrichter aus „gewisser Ursach“ die Verhaftung des Schulmeisters und seiner Tochter. Man verhörte ihn zweimal und gab ihm 1644 den Bürgerabschied.“ Johann Bortler.“) 1643: 1647 1662: Johann Gärtler (Gärtle, Gärttler). Im Jahre 1662 verließ Gärtler Steyr, begab sich vermutlich nach Freistadt, kehrte aber nach sechs Jahren wieder zurück und übernahm 1669 die Neutorschulet) 73
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