gemäße Ausführung einer schönen Urkunde auf Ministerpapier konnte unseren schreibkundigen Kartographen keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Und um die dia¬ bolische Täuschung voll zu machen, war der neugeborene Orden überdies durch einen unserer uniformierten Amtsdiener in Wiborschals Wohnung überstellt wor¬ den, wonach dann nichts mehr übrig blieb, als die Wirkung des verruchten Spiels abzuwarten. Und sie hat sich, wie nun die glückstrahlende Mitteilung des geprellten Dichters in den Monatsheften bewies, nur allzu gründlich eingestellt. Es war überhaupt den Urhebern und uns anderen, insofern wir überhaupt ein Vergnügen an dem fraglichen Streich empfanden, der Genuß daran nicht lange gegönnt. Wie Gottes Blitz fuhr es aus heiterem Himmel in das Narrenschloß aller eigenen und fremden Lächerlichkeit, als wir wenige Tage später, wir trauten unseren Augen nicht, die schlichte Anzeige vom Tode des Magazineur¬ gehilfen Anton Wiborschal in Händen hielten. Eine Lun¬ genentzündung hatte ihn, der eigentlich immer kränklich ge¬ wesen, in wenigen Tagen dahingerafft. Das Schlimmste für uns aber war, daß auf der schwarzumrandeten Todes¬ anzeige, dicht unter Wiborschals Namen, neben dem Titel des Magazineurgehilfen zu lesen stand: „Besitzer des Or¬ dens für Dichtkunst dritter Klasse, am grünen Bande zu tragen.“ Es läßt sich schwer beschreiben, wie uns nunmehr zu¬ mute war. Es wird wohl ein Gemisch von Betroffenheit, Beschämung und peinlicher Reue gewesen sein, obwohl wir uns andererseits, ein wenig sophistisch, zu sagen versuchten, daß unser loser Streich doch auch dazu gedient haben mochte, die letzten Tage eines Sterbenden, insoweit er davon noch wußte, mit einiger Genugtuung über die Anerkennung seines Dichterwerkes zu verklären. Das Unreinliche aller Lügen empfanden in diesem Fall nur wir, die Über¬ lebenden. Er, der Getäuschte, der sie als beglückende Wahrheit hingenommen, er blieb von ihr ganz unberührt. Es mag vielleicht in einigem versöhnlich klingen, wenn ich anfüge, daß wir für Wiborschals Witwe noch am selben Tag eine Sammlung einleiteten, die eine gar nicht unbeträchtliche Summe ergab. Wir ließen sie auch sofort durch den glei¬ chen Amtsdiener in die Ottakringer Straße übermitteln, der seinerzeit dort den Orden überreicht hatte. Die Kunde, die er uns zurückbrachte, berührte uns neuer¬ dings recht peinlich: man hatte Wiborschal bereits beerdigt, er hatte in seiner letzten Stunde, erfuhren wir, seinen schönen Orden noch zu sehen gewünscht, man hatte ihn auch damit geschmückt, als er auf der Bahre lag, und er hatte den Orden auch ins Grab mitgenommen ... Mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmnmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmimmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmnmm WOLLEN SIE WÄHREND IHRES URLAUBES SICHER, BILLIG UND BEDUEM INS AUSLAND FAHREN ODER DIE SCHÖNHEITEN ÖSTERREICHS BEWUNDERN! AUSKUNFT GEBEN IHNEN DIE STADTI¬ SCHEN UNTERNEHMUNGEN (REISEBURO), STEYR, KIRCHENGASSE Nr. 1. SIE WERDEN UNVERBINDLICH BERATEN! Hmimmmmmmmmmmmmnmmmmmmmmmmmmmmnnmum Ziilinntan 43
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