Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

unter Befehl des Ratsherrn Melchior Hirsch standen. Als diese Soldaten im Sep¬ tember zu den in Enns versammelten Soldaten der Landstände geschickt wurden, stieß das Floß an eine Holzbrücke, wobei neun Mann ertranken.?) Trotz der unruhigen Zeiten hatte die Stadt durch ihren Gewerbefleiß weiter an Bevölkerung zugenommen und sich vergrößert. Es dürften, nach vorsichtigen Schätzungen, um diese Zeit in Steyr 518 Häuser gestanden haben, in denen rund 6800 Bewohner lebten.:) Wohl von Durchziehenden eingeschleppt, brach im zweiten Amtsjahre des Bür¬ germeisters Schwab, 1541, die Pest aus, die auch noch im folgenden Jahre an¬ dauerte und in der Stadt zahlreiche Opfer forderte.!) Die Seuche forderte viele Opfer; und da auch die Bevölkerung viel zahlreicher geworden war, erwies sich der Friedhof um die Stadtpfarrkirche als zu klein. Über Vermittlung des Burg¬ grafen beim Abte von Garsten erlangte der Magistrat die Erlaubnis, einen neuen Gottesacker im sogenannten Weichselgarten beim Bruderhaus!) zu errichten, der am dritten Fastensonntag vom Passauer Weihbischof Heinrich Kunz eingeweiht wurde.13 In einer Bäckerei unfern des Schlosses war 1545 ein Brand ausgebrochen, der diesen Bau bedrohte. Aus diesem Grunde gebot der Landesfürst, daß alle Holz¬ dächer der das Schloß umgebenden Häuser durch Ziegeldächer zu ersetzen wären. Gleichzeitig beauftragte er den Vizedom des Landes (Finanzreferenten), auf den ordnungsmäßigen Vollzug dieses Befehles zu achten.“ Eine Belastung für den Handel der Stadt bedeuteten die verschiedenen Maut¬ gebühren, die auf den Verkehrsstraßen eingehoben wurden. So bemühte sich die Stadt besonders, eine Reduzierung der in Ebelsberg eingehobenen Gebühren für die nach Linz gelieferten Häute zu erreichen. Die Bemühungen waren von Erfolg, denn Landeshauptmann Balthasar von Presing bestätigte am 9. Juli 1545, daß die Steyrer Kaufleute für Häute in Ebelsberg nur 2 B Mautgeld zu zahlen hät¬ ten.15) Hans Schwab war mit Barbara Tradlin verheiratet. Dieser Ehe entsprossen zwei Töchter: Katharina, die im Testamente Schwabst) als Witwe des Steyrer Bürgermeisters Joachim Händel erwähnt wird und später noch zweimal verheira¬ tett) war, und Anna, die in erster Ehe mit dem 1556 verstorbenen Steyrer Bürger Christoph Gutbrodt, in zweiter mit Wolff Händel vermählt war.l In seiner Steyrer Handlung unterstützten Schwab die Söhne seiner früh ver¬ storbenen Schwester Helene, die 1519 den in Steyr ansässigen Bürger Leonhard Koberer geheiratet hatte. Diese Neffen bedachte er in seinem letzten Willen mit je 300 Pfund Pfennig. .. nach der schickhung gottes mit schwerer Leybschwachait beladen“ ver¬ starb dieser Bürgermeister im Jahre 1551 und wurde „beym vordern Altar, auf der rechten Hand“ in der Stadtpfarrkirche beigesetzt.!) Von den Grabdenkmalen der Familie Schwab ist nur mehr das heute schon arg verwitterte seiner Tochter Katharina an der Nordwand der Stadtpfarrkirche erhalten.?) 9) L.V. 1, S. 262. — 10) L.V. 13. — 11) L.V. 1, S. 261. 12) Heute Sierninger Straße. — 13) L.V. 1, S. 262. 14) L.V. 1, S. 264. — 15) Mautakten, K. XIV, L. 2, Nr. 4484 (St.A.). 16) Testament vom 3. 8. 1551 (St.A.). 17) Zweiter Mann Hanuß Preuenhuber, dritter Dion. Attaler. Katharina starb am 22. Oktober 1572. 18) L.V. 1, S. 270. 19) Test. 1551 (St.A.). Hans Schwab war Besitzer der Häuser Grünmarkt 18, Stadtplatz Nr. 25 und 34 (Stb. 1543, Urbar Spital 1541). 20) L.V. 14, S. 12. 106

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