Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

auf. Privatfehden gibt es nicht mehr, in Streitfällen ist Klage zu führen! Die Ab¬ ager gefährden also den Vertrag zwischen Österreich und Böhmen und sind dafür als Friedensbrecher schwer zu bestrafen. Er, Jörger müsse als Verwalter des Lan¬ des ob der Enns im Namen Seiner Majestät des Kaisers an den Burggrafen von Prag und Verweser des böhmischen Landes appellieren, daß er jedes Unrecht ab¬ zustellen „genaigt sein werde“. Der Kaiser werde diese Hilfe zu schätzen wissen, auch er, Jörger, danke dafür und man sei im gegebenen Fall zu einer Revanche gerne bereit. Damit war der Fall erledigt und es ging den Steyrern wie so manchem Kran¬ ken, der nicht recht weiß, ob ihm nun die gute Medizin geholfen oder sich dieKrank¬ ist ge¬ heit von selbst zurückgezogen hatte. Hauptsache aber ist auf jeden Fall, man Mor¬ sund. Im Briefpaket des Steyrer Archivs befindet sich nichts mehr, das von den und Brennen spräche, auch der Chronist ist endgültig zu neuen Zeitereignissen übergegangen und die Stadtväter konnten sich dem guten Gefühl hingeben, alles zum Wohle ihrer Stadt getan zu haben. Sie haben gezeigt, wie tadellos der Appa¬ rat funktionierte, den sie zu ihrer Bürger Schutz in Bewegung gesetzt hatten, wenn ie sich auch sicher nicht hatten träumen lassen, daß ihr Hilferuf als staatspolitisch wichtige Intervention in Prag landen würde — innerhalb von drei Wochen! Uns aber blieb in den Briefen des Falles Ulrich Prandtstetter ein Dokument aus der Zeit endgültig sterbenden Mittelalters. Formen aus der Zeit des Ritter¬ tums wurden noch geübt, aber der Geist, der sie einst lebendig machte, war tot, die Menschen konnten ihnen keinen Sinn mehr geben, weil sie sie nicht mehr ver¬ standen, sie lebten in einer neuen Zeit, die ihre Form erst finden mußte. Ein un¬ ruhestiftender Handwerker hatte Urfehde geschworen — und sie im Handumdrehen wieder gebrochen durch die Bedrohung seiner Mitbürger mit Mord und Brand. Ein straßenräuberischer Vagabund sandte seinen Feinden eine Absage auf Leib und Gut niemand bekam zur Wahrung seiner „Ehre“ und als Rache für seinen Freund — je zu Gesicht. ihn Und Maximilian I., der letzte Ritter, hielt seine schützende Hand über Recht und Gesetz, damit auch die neue Zeit und ihre Menschen es klar und ohne Ver¬ wirrung erkennen konnten. Als Unterlagen dienten: Stadtarchiv Steyr Kasten II/Lade 16 (Tumulte und Aufruhr) Valentin Preuenhuber: Annales Styrenses S. 174 ff. SICHER, BILLIG und BEQUEM MACHEN SIE IHRE URLAUBSFAHRT MIT DEN REISEOMNIBUSSEN DER STADTISCHEN UNTERNEHMUNGEN. UN¬ VERBINDLICHE BERATUNG IM REISEBURO STEYR, KIRCHENGASSE Nr. 1. Telephon - Nr. 23 71, 2372 99

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