in den letzten Jahren das vielleicht reifste Beispiel eines Bezirksmuseums aufge¬ baut worden. In der Burg der Stadt wird ein historischer Lehrunterricht vorzüg¬ lichster Art gezeigt. Andernorts sind Planungen in Überlegung. Es geht also um das Randgebiet der Heimathäuser sehr lebhaft zu, sehen wir näher hin. Überall wirkt das Amt der oberösterreichischen Landesregierung mit. Es unterhält eine eigene Mittelstelle für Heimathäuser. Es bemüht sich um finanzielle Unterstützung zur Erhaltung und Erweiterung der einzelnen Museen, es wirkt aber auch in methodischer Hinsicht durch eine gewisse Beratung mit. Von Wien aus bemühen sich die Akademie der Wissenschaften und das Bundesdenkmalamt um Förderung und Lenkung. Die Fahrt in dieses kulturelle Randgebiet des Lebens lohnt sich also für einen Gast, der einige Stunden für sich allein sein will, sie lohnt sich aber vor allem für den Wissenschafter, dem durch die Heimathäuser viele mühsame Wege in seiner Ar¬ beit erspart werden. 7.. und sage ruch ab auf rurt 7 Von Dr. Ilse Neumann Zrlo dund guol. Ein Mann hatte in den Jahren 1506—1512 die Nerven der Steyrer Stadt¬ väter irritiert, hatte die kleinen Handwerker gegen die reichen Patrizier aufgehetzt und hatte dafür schließlich mit dem Verlust seiner Heimat und, das wissen wir allerdings nicht sicher, mit dem Tode bezahlt. Ulrich Prandtstetter hieß er und er erwarb sich einen zwar wenig ehrenvollen, aber sicheren Platz in der Geschichte unserer Stadt und in ihrem Archiv, nicht nur als Führer eines kleinen Handwerker¬ aufstandes, sondern auch als ein Mensch, an dem wir deutlich den Stempel der Zeitenwende erkennen können. Der „letzte Ritter“ Kaiser Maximilian I. ist wie ein Symbol vergangenen mittelalterlichen Rittertums und Schildwache für Recht und Ordnung im Staat selbst in dieser Episode der Steyrer Stadtgeschichte erkennbar, doch im Vordergrund paradiert der Bürger, eröffnet uns die Stadt einen Blick in ihr Leben. Im Rathaus saßen die Stadtväter, lauter ehrenwerte und wohlhabende Leute, die von ihren Mitbürgern gewählt worden waren, damit sie für das Wohl der Stadt sorgten, das Handwerk schützten, dessen goldener Boden Steyrs wirt¬ schaftliche Bedeutung ausmachte und natürlich sollten sie auch Garanten für ein friedliches Zusammenleben der Bürgerschaft sein, damit diese in Ruhe ihrer Arbeit und ihrem Vergnügen nachgehen konnte. Da gibt es nun zu allen Zeiten Bürger, an deren Herzen die Unzufriedenheit nagt und solange nicht Ruhe gibt, bis nicht ein kleiner Wirbel um sie herum an¬ zeigt, daß etwas zur Entladung der Atmosphäre im Gange ist. Zu dieser Sorte gehörte auch Ulrich Prandtstetter, von seinen Freunden kurzweg „Utz“ genannt. Er war so ziemlich gegen alles, was vom Rathaus kam, und wo er nur konnte, ver¬ suchte er seinen Mitbürgern klarzumachen, wie sehr sie betrogen und ausgebeutet wurden. Der Chronist spricht von ungefähr 180 Anhängern Prandtstetters, und daß er die Leute von überall weg zu den Versammlungen in seinem Haus in der Enge holte, egal, ob sie beim Wein, in der Kirche oder zu Hause bei ihrer Familie saßen. Auf der Straße und in der Weinzeche hielt er seine aufrührerischen Reden und in einem besonderen „conventiculo“ vor den Ratswahlen des Jahres 1506 verlas er einige Artikel, die bei den kommenden Wahlen zur Sprache kommen sollten: Offene Rechnunglegung der Gemeinde; Schutz der kleinen Handwerker; öffent¬ 2 liche Verlesung der Stadtprivilegien, damit sie jeder Bürger kenne; Neuregelung 94
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