Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1958

erforderte, wurde ein alter Sensenhammer in voller Originalität aufgestellt. Dieses Schaustück ist in wissenschaftlichem Sinne eine Kuriosität. Daneben wird die soge¬ nannte Petermanndl'sche Messersammlung zur Schaustellung kommen. Sie stammt von einem Steyrer Privatsammler, war lange Jahre in Wien und ist nunmehr nach Steyr zurückgekehrt. Ihre sachgemäße Restaurierung wird noch viel Zeit und Geld erfordern, beide Abteilungen aber — Sensenhammer und die Messersammlung werden Steyr zu einem Anziehungspunkt für Fachleute machen, die unbedingt hierherkommen müssen, wenn sie die Geschichte des Eisens studieren wollen. Eine gleiche Spezialisierung strebt seit kurzem das städtische Museum in Wels an. Durch das Burgmuseum mit dem Sterbezimmer Kaiser Maximilians I. und einer inter¬ essanten gewerbekundlichen Schau hat es in seinem Ausbau ein erstes Etappenziel bereits erreicht. Nunmehr sammelt es intensiv landwirtschaftliche Gegenstände, um auf diese Weise den Grundstock eines Landwirtschaftsmuseums zu gewinnen. Dieser Gedanke ist ausgezeichnet. In kürzester Zeit werden die landwirtschaftlichen Ar¬ beitsgeräte, die in ihrem technischen Prinzip seit Jahrhunderten in Verwendung stehen, kaum mehr im Einsatz zu sehen sein. Als Nutzgegenstände werden sie rasch verschwinden, verschrottet oder zerhackt. Somit ist es also höchste Zeit, diese ganze Welt einer lebenswichtigenArbeit historisch zu erfassen, um sie für die Kultur¬ geschichte in Erinnerung zu behalten. Ein Spezialmuseum von Anfang an war immer das Heimathaus in Hallstatt. Es genießt bereits Weltruf, zeigt die Hallstattkultur und Wirtschaft wie Kultur des Salzbergbaues. Es ist aus dem Bild von Hallstatt nicht mehr wegzudenken und dokumentiert seinen hohen Stand durch die Herausgabe einer eigenen Schriften¬ reihe. Von dem Spezialmuseum Mondsee, das das Land der Mondseekultur dar¬ stellen will, wurde bereits gesprochen. Einen sehr speziellen Weg beschreitet auch das Heimathaus Schwanenstadt. Es hat sich ganz auf die Erforschung der römi¬ schen Poststation Tergolape konzentriert und ist wohl das erste Heimathaus, das sich in Österreich Grundbesitzer nennen kann. Im Ortsgebiet von Schlatt bei Schwanenstadt wurde nämlich eine ziemlich große Grundfläche erworben, auf der seit Jahren intensive Römergrabungen stattfinden. Ein Spezialmuseum eigener Art ist das Schiffleutmuseum in Stadl=Paura. Mitten im modernen Verkehr hält es die Tradition der alten Traunschiffahrt auf¬ recht Neben diesen Heimathäusern mit einem starken Spezialcharakter bestehen gleich¬ wertig Museen, die man als Bezirksheimathäuser ansprechen kann. Sie bemühen sich um die Erfassung des historischen Bildes eines ganzen Bezirkes. Die drei Inn¬ viertler Städte Ried, Schärding und Braunau sind seit langem im Besitze derartiger Einrichtungen. Während Ried und Braunau noch das Bild zeigen, das vielen alt¬ gewohnt ist, hat Schärding eine völlige Neuaufstellung erfahren. Hier wurde die Vorstellung des Heimathauses in geradezu idealer Form verwirklicht. In diesem Hause kann man nämlich wirklich leben und hausen. Es ist wie zur täglichen Be¬ wohnung eingerichtet. Es bezieht den Beschauer in die historische Rückerinnerung ein, versetzt ihn spürbar in die Vergangenheit. Obernberg am Inn besitzt in einem seiner Stadttürme einen kleineren, aber nicht minder netten Ableger dieser Art der städtischen Innviertler Heimathäuser Im Salzkammergut sind Gmunden und Bad Ischl anzuführen. Vöcklabruck leitet zur Fahrt in das Gebirge über. Überall wird weitergearbeitet und intensiv weitergesammelt, umgestellt und immer neu aufgestellt Eine bedeutende Planung wäre in Eferding zu verwirklichen. In dieser histo¬ risch so interessanten Stadt kämpft der Heimatverein seit langem mit Raumschwie¬ rigkeiten seines Heimathauses. Nunmehr zeichnet sich eine Hoffnung ab, die not¬ wendige Spezialisierung des Museums mit der Beschaffung des Raumes zu er¬ reichen. Vielleicht gelingt es, dort ein Schloßmuseum einzurichten und somit das Beispiel der Entwicklung einer grundherrschaftlichen Stadt museal darzustellen. Wenn wir von Eferding uns nach Norden wenden, so werden wir nach einem kurzen Aufenthalt im Marktturm von Haslach nach Freistadt weiterfahren. Dort ist 93

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