Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1957

86 Im Wehrgraben zu Steyr Aus dem Zyklus: „Lyrische Skizzen über Motive aus Alt=Steyr“ von Dr. Siegfried Torgler Die alten Häuser am Mühlenbach sind wie vom Schlafe trunken. Auf Giebel und Dächer ist längst schon die Nacht mit ihren Träumengesunken. Nun stehen all die Hämmer still, kein Rad schwingt sich im Kreis, der Esse Glut ist ausgekühlt, verklungen das Lied vom Fleiß. Nur draußen, wo die Nacht jetzt träumt, rinnend die Fluten nicht ruhn, als müßt das Werk, das der Tag versäumt, rastlos die Nacht jetzt tun. Die Zeit ist wie fallender Schnee Von Othmar Capellmann, Steyr Zeit ist wie fallender Schnee, rieselnd aus endlosem Raum, Flockentanz über dem See, sonnebegnadeter Traum. Traum, der in Urzeit geträumt, immer noch Herzen bewegt, Traum, der wie Hochwolkenflug Über die Abgründe trägt. Regt sich, kaum hörbar, im Rohr hauchzart der Wellenwind wird es vernehmbar dem Ohr wie heimlich die Zeit verrinnt Sind nicht die Stunden gezählt? Ist nicht bemessen der Schritt? Alles, was steht und fällt, alles schwingt gläubig mit. Schritt in die sinkende Nacht: Himmel, so selig weit! Ewige Liebe wacht, Gnade ins Dunkel schneit. Zeit ist wie fallender Schnee, rieselnd aus endlosem Raum, Flockentanz über dem See, sonnebegnadeter Traum.

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