herbstlicher bang durch den Schloßpalt Von Maria Schedlberger=Durnwalder, Steyr Einladend geben die immergrünen Ligusterhecken den gelb= und grüngefleckten Weg frei. Schöne alte Bäume in herbstlicher Pracht wölben ihr gastlich Dach ober dir und geleiten dich des Weges. Ein Kinderspielplatz liegt leer und verödet, träu¬ mend von Mai und Sonne, von Kinderlachen und Tollen, vom Leben, wie es noch vor kurzem hier war. Die Bänke frösteln im Morgenhauch und harren der Menschen, die in Wärme und Sonnenschein hier waren Am Gärtnerhaus vorbei führt der Weg. Im Rasengeviert träumen die letzten Blumen des Jahres, gelb= und rosafarbene Chrysanthemen, in den Tag hinein. Ein Taubenpaar sitzt aufgeplustert und träge am Mauersims, alt und verfroren scheinend. Alles ist wie in Dornröschens Schloß schlafbereit. Nein, nicht alles, denn es plätschert und stäubt unermüdlich vom Springquell im Teich. Sogar vom Vogel¬ haus steigt hie und da ein verlorener Pfiff, ein Vogelruf, in die Vormittagsstille. Leise raunen und rauschen die Teichwächter, die alten Laub= und Nadelbäume. Sie sind in Licht getaucht, das kalt und grell wirkt. Das Wasser ist braun und gold¬ besät, nur die Seerosenblätter liegen wie grüne Inseln darin. Alles brennt, ist rot von gefallenen Blättern, die wie Goldfische an den seichten Stellen des Uferrandes wirken. Immer wieder schaut man, neue Lichter und Farben entdeckend, die der Herbst, der große Meister und Verschwender mit vollen Händen gibt und mischt, da er der Vergänglichkeit alles Schönen gewiß ist. Im Abendsonnenschein Aus dem Zyklus: Skizzen über Motive aus Alt=Steyr“ „Lyrische von Dr. Siegfried Torgler Im Tale Höhen und auf grünen hingebreitet liegst du, geliebte Stadt, wie eine Perle auf dem Grund der Schale. Im Silber deinerFlüsse spiegeln sich die Brücken und die Türme und die alten Häuser blicken sinnend Fluten, in die klaren Wasser die wie wilde stürmen. Vom letzten Schein der Sonne glutumwoben erglänzt der Tabor wie ein Heiligenschrein. 85
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