FERDL WEIS S et [□hinastausplua Die Familien Zepfmeier und Bimsl wohnten schon mehrere Jahre in einem Miethause nebeneinander und waren noch immer befreundet. Ein Beweis, daß sie gute, brave Menschen waren. Die Freundschaft war von den Frauen angeknüpft und genährt; die Männer, von den Frauen geschickt geführt, folgten. Warum sich die beiden Frauen gefunden, war nicht gegenseitige Zuneigung, sondern das verbindende Element war: beide konnten die Frau Merz im dritten Stock nicht ausstehen. Dieses überspannte Weibs¬ bild, die immer meint, weiß Gott was sie ist; und dabei weiß doch jedes Kind im Haus, daß ihr Mann bei den Städtischen Gaswerken ist und von der Früh bis auf d' Nacht die Zähleruhr'n ablesen muß. Von ihm, dem Merz, da sagt man ja nix. Er“ is a ruhiges, bescheidenes Man¬ derl, der jedes im Haus grüßt. Aber „sie“! Nicht nur, daß sie immer recht auffällig angezogen ist, sie ist auch um ein paar Jahre jünger und schlanker wie die Zepf¬ meierin und die Bimslin, mit einem Wort: ein unsympathisches Frauenzimmer. Dies nur nebenbei. Eines Abends kam der Zepfmeier heim und erzählte seiner Frau nicht ohne Erregung: „Ich hätt Gelegenheit, ganz billig a Auto z'kaufen! Zwoahundertfuchzg Mark kostet's bloß! Die Zepfmeierin macht kugelrunde Augen, die machte sie immer, wenn s’ was wollte. „Schön waar's scho, wenn ma am Sonntag a bisserl nausfahren könnt und d' Merzin dö taat si net viel giftn!?“ „Woaßt, Alte, kaufn war des wenigste, aber wo histelln? A Garage kost glei dreißg, vierzg Mark im Monat!“ Doch die Zepfmeierin wußte gleich Rat. Sie wissen ja, wie die Frauen sind, wenn sie sich was einbilden. Obwohl die Mediziner behaupten, daß das Gehirn der Frau kleiner sei als das des Mannes, einfall'n tut ihnen immer mehr als uns. „Paß auf, i frag amal d' Bimslin, ob ma's net in eahna Holzleg neistelln könna? Dö macht das gwiß, wenn ma's am Sonntag amal mitnehma.““ D' Bimslin war sofort Feuer und Flamme für den Plan. Ihr erstes Wort war: „No, da wird d' Merzin net viel ärgern, die hamm doch bloß a Motorrad!“ sich Sofort räumte sie die Holzleg aus. Als ihr Mann frug: „Was machst denn da?“ sagte sie: „Da kommt unsa Wagn rei!“ Die Bezeichnung „Unsa Wagn wurde vorerst beibehalten. An einem schönen Juniabend stand der „Wagen“ vor dem Haus. D' Bims¬ lin hatte ihn sofort gesehen und sagte: „Komm, Alter, gehn ma nunter und schaun unsunsern Wagn an. Der Wagen wurde bestaunt, bewundert. D' Bimslin setzte sich gleich hinein. fein, da sitzt ma wia auf an Kanapee! „Oh Die glückliche Besitzerin, d’ Zepfmeierin, äußerte sich: „D' Farb gfallt ma guat, dasGraugrün ist net so aufdringlich, net?“ „Geht d’ Hupn?“ fragte die Bimslin. Die Zepfmeierin ließ sie gleich ertönen. „Fein, da tuan oan ja d'Ohren weh, so laut tuat des!“ „Braucht's scho, dö Bluatsradfahrer hörn ja net!“ Zepfmeier redete schon wie ein alter Automobilist. „Brennen die Lampen?“ Zepfmeier schaltete ein: „Da fehlt si nix, is ja Bosch!“ 74
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