ihr zwar nichts unmittelbar Schlimmes, geschweige Ehrenrühriges nachzusagen, doch schien uns anderen immer, als laste über dieser Hauptmannsehe eine dunkle Schicksalswolke, in der vielleicht ein Blitz sich bergen konnte. Seit ich in Stille die Ahnlichkeit zwischen der Frau Hauptmann und der Bum¬ bara festgestellt hatte, widmete ich meinem Freunde Terribile noch erhöhte Auf¬ merksamkeit. Zu den Seltsamkeiten meiner Leutnantszeit gehörte auch, daß ich Pferde nicht recht leiden mochte. Ich war mir der guten Eigenschaften dieses braven, menschen¬ kameradschaftlichen Tieres durchaus bewußt, aber es interessierte mich, offen ge¬ standen, zu wenig, es langweilte mich. Ich hatte als Leutnant der Infanterie Ge¬ legenheit, stundenlang neben dem guten, angejahrten Gaul meines Herrn Haupt¬ mannes einherzutrotten, beobachtete ihn sehr aufmerksam und fand mit bestem Willen nichts Seelenverbindendes, Herzerwärmendes zwischen mir und dem Tiere heraus. Die Ursache ist mir heute klar: ich glaubte mich damals in allem aufs Un¬ gewöhnliche, Eigenartige, Abseitige einstellen zu müssen, da ich stark revolutionärer Natur war und den tieferen Zusammenhang aller wahrhaft beruhigten Lebenswerte noch nicht kannte. Es schien mir einfach zu billig, zu bequem, die Allerweltsliebe zum Pferde zu teilen, ich wollte auch hierin auf selbstgewählten, abseitigen Wegen gehen, und da war mir nun die arme, gequälte, erbarmungswürdige Erscheinung Terribiles gerade willkommen. Ich fand so erstaunlich es klingt, und in gebühr¬ lichem Abstand natürlich, unheimlich viel uns seelisch Verbindendes zwischen mir und dem grauen Freunde heraus, womit aber nicht etwa auf die Strenge und Mühsal meines militärischen Berufes hingewiesen sein soll, denn dies schiene mir weder gerecht noch sonderlich geschmackvoll. Es ging um tiefere, weiterreichende Be¬ ziehungen zwischen mir und Terribile, und es war wohl so, daß die Welt mir da¬ mals samt und sonders mehr vom Schmerz als von der Freude, mehr vom Unheil und der Grausamkeit des Unabänderlichen regiert schien als von irgendeinem freundlicheren Geiste. Für den daraus resultierenden Zwiespalt meines Innern erschien mir Terribile gerade als das richtige Symbol, in seiner vom Schicksal zer¬ prügelten, von jeglichem Mitleid verlassenen Armseligkeit; er ward mir schließlich zum Sinnbild aller leidenden Kreatur überhaupt. Es wurde mir Bedürfnis, ihn täglich zu sehen und bald gab es nichts, was ich lieber sah als ihn, auf seinem Schmerzensweg in die Stadt, auf seinem Marterpfad ins Dorf zurück, denn auch da begegnete ich ihm fast immer mit der gleichen Pünktlichkeit. Es ging ihm da noch schlechter als auf dem Hinweg, denn dann waren die beiden großen Butten randvoll mit Wasser gefüllt, mit frischem, gurgelndem Wasser für Galesano. Es steckten Weidenruten darin, um das Plätschern und Verschütten des kostbaren Nas¬ ses hintanzuhalten. Terribile schien mir wie ein Quellenträger, nein, er trug eine ganze See, und seine armen, wankenden Beine schienen mir nunmehr noch grauen¬ hafter gebogen, er mutete mich von Tag zu Tag erschöpfter, gebrochener an, es war nun nicht mehr der Stoff, es war der Geist, der ihn aufrecht hielt, der Geist der 1 Pflichterfullung, des Arbeitsdämons, der Ergebenheit seines Geschlechtes in den Frondienst von Jahrtausenden. Hinten auf der Kruppe aber saß ihm, zierlich wie eine Kunstreiterin, seine Herrin, die Bumbara, und schwenkte im Takt den dorni¬ gen Stecken und lachte. Eines Abends marschierte unser Regiment zur Nachtübung hinaus, in die Ge¬ gend von Galesano. Meine Kompagnie war zur Seitenhut befohlen worden, ich selbst besorgte mit etlichen Leuten die linke Flügeldeckung. Der Feind bestand aus SICHER, BILLIG UND BEOUEM MACHEN SIE IHRE URLAUBSFAHRT MIT DEN REISEOMNTBUSSEN DER STADTISCHEN UNTERNEHMUNGEN. UN¬ VERBINDLICHE BERATUNG IM REISEBURO STEYR, KIRCHENGASSE 1. Telephon-Nr. 23 71, 23 72 56
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