Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1957

sieben neunundvierzig sei. Hanna war stundenlang nichts als geduldig, dann be¬ gannen plötzlich ihre blauen Augen zu glühen. Sieschrie mich heftig an und seither weiß ich, wieviel sieben mal sieben ist. Nachher wischte sie mir mit der Hand übers Gesicht, putzte mir mit der blauen Schürze die Nase und alles war wieder gut. Und wie schön waren erst die Winterabende. Mutter war früher zu Bett ge¬ gangen und wir durften mit Hanna aufbleiben. Sie saß im Ofenwinkel, vor sich einen Korb mit Apfeln; schnitt sie in Spalten und wir durften helfen. Die Kerne kamen in ein winziges Körbchen und wurden am nächsten Tag ins Vogelhaus gestreut. Ab und zu legte Hanna ein Scheit Holz auf die Glut. Die Hunde in der Ecke bellten und winselten im Traum und der Schneesturm rüttelte an den Fensterläden. Nie wieder habe ich mich so sicher und glücklich gefühlt wie damals. Als wir ein bißchen größer waren, erzählte sie manchmal Gespenstergeschichten. Wir drückten uns dann fest an ihre Knie, und Susi fürchtete sich so sehr, daß Hanna den dicken Wollstrumpf aus der Hand legen mußte und das zitternde Mädchen auf den Schoß nahm. Einmal im August nahm sie uns mit zum Kirtag. Wir hatten ein bißchen Geld bekommen und nun wurde uns die Wahl schwer. Susi entschied sich schließlich für eine Schachtel roter, klebriger Zuckerl und für ein Stück Seife, das den Kopf des Kaisers Franz Josef darstellte. Ich legte mein Geld in Schaumrollen an, und damit das Gemüt nicht zu kurz kam, erstand ich auch noch ein winziges wächsernes Jesulein in einer Holzkrippe. Hanna lobte mich sehr für diesen Kauf und schenkte uns noch einen Sack Lebzelten. Diesen und ein großes Lebkuchenherz hatte sie von einem jungen Burschen bekommen, der die ganze Zeit neben ihr stand und wie mir schien, lauter unverständliches Zeug daherredete. Han¬ na hörte ihm ganz versunken zu und nestelte an ihrem Halstuch herum. Ich ärgerte mich. Was wollte der Kerl nur von ihr? Uns gehörte sie doch ganz und gar. Den ganzen Herbst über war sie nachdenklich und einmal, als wir auf dem Feld Erdäpfel klaubten, sah ich, daß sie weinte. Das war mir ein so ungewohnter Anblick, daß ich vor Bestürzung nicht einmal zu fragen wagte. Ja, unsere Hanna war nicht mehr so fröhlich wie früher, manchmal hörte ich sie in der Nacht stöhnen und das Herz tat mir weh vor Mitleid, aber am nächsten Tag dachte ich nicht mehr daran. Zu Weihnachten hatte sie eine lange Unterredung mit den Eltern und kam mit verweinten Augen aus Vaters Kanzlei. Sie stieg ein wenig schwerfällig über die Stiege und wir sahen ihr beklommen nach. Am nächsten Tag war sie wieder wie früher und ihre Augen hatten den alten Glanz. Am Abend stach sie Lebkuchenherzen aus dem Teig und wir durften die Nüsse aus den Schalen klauben. Dann wurde in jedes Herz eine halbe Nuß ge¬ steckt und mit Zuckerglasur übergossen. Es war so süß, daß mir alle Zähne weh taten. „Hanni', fragte meine Schwester, „wo ist denn das große Herz hingekommen, das über deinem Bett gehangen hat?' Das Mädchen wurde glühend rot, „das war WOLLEN SIE WAHREND IHRES URLAUBES SICHER, BILLIG UND BEOUEM INS AUSLAND FAHREN ODER DIE SCHÖNHEITEN ÖSTERREICHS BEWUNDERN? AUSKUNFT GEBEN IHNEN DIE STADTI¬ SCHEN UNTERNEHMUNGEN (REISEBURO). STEYR, KIRCHENGASSE 1. SIE WERDEN UNVERBINDLICH BERATEN! 37

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