Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1957

Wolffgang Rumpel Eine der ältesten in Steyr bekannten Darstellungen des hei¬ ligen Leopold befindet sich auf einem spätgotischen marmornen Relief, das gegenüber der Mar¬ garetenkapelle, am Vorsprung zur Bodentreppe der Stadtpfarr¬ kirche, eingemauert ist.!) Unter der Figur des Heiligen sieht man ein Wappen, dessen obere Hälfte ein Einhorn zeigt und dessen untere Hälfte leer ist. Dieses Wappen ist das des in Steyr schon im Jahre 1500 ge¬ nannten Ratsbürgers Wolffgang Rumpel, der 1516, 1517 und 1520 Stadtrichter und 1529 bis 1530 Bürgermeister der Stadt war. Er entsproß der zweiten Ehe des 1440 in Steyr bezeug¬ ten Bürgers Jakob Rumpel mit Margaretha Grientaller.? Rumpel besaß eines der beiden schönen gotischen Häu¬ sers), die beim Neubau des jet¬ zigen Sparkassengebäudes zu Beginn unseres Jahrhunderts abgetragen wurden. In den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, als sich in die¬ sem Hause der Wirt „Zum wei¬ Spätgotisches Relief des hl. Leopold, unten ßen Adler“ etabliert gehabt hat¬ Wappen der Familie Rumpel und Inschrift: te, war der Dichter Adalbert „S. Leopolde ora bro nobis“ Stifter ein häufiger Besucher dieser Gaststätte. Auch Rumpels Amtszeit war von Sorgen umden Bestand der Stadt erfüllt, da im August 1529 Sultan Soliman mit seinenTürkenscharen neuerlich in Öster¬ reich eingefallen war. Der Landesfürst gab Befehl, an die Enns zu ziehen und dem Feinde dort, zusammen mit anderen Aufgeboten, den Übergang zu wehren bis Ent¬ satz käme. Die Bürger wurden aufgerufen und unter Befehl des Stadthauptmannes Koloman Dorninger 120 Mann aufgeboten. Um das Aufgebot der Stadt zu ver¬ stärken, erbaten sich Bürgermeister und Rat von Hieronymus Haider aus Dorf an der Enns noch 40 Gerüstete, die von diesem, Steyr freundlich gesinnten Nachbarn, auch gestellt wurden. In Steyr herrschte große Angst vor den Türken, da eine etwa 3000 Mann starke feindliche Streifschar unter Pascha Oglam Michael schon in der Umgebung angelangt war und dort furchtbar hauste. Der Chronist berichtet, „die Gefangenen 1) L.V. 1, S. 44 ff. Dieses Relief war ein „Altar Staffel“, ein Teil des Altaraufbaues des Prandstetterschen Altares in der Leopolds=Kapelle. 2) L.V. 1, S. 259. — 3) Jetzt Stadtplatz 20 — Berggasse 37. 112

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