2) 98 Erlefried Krobath: Die Burgerineister der Sladi Liepe und ihre Wei (Fortsetzung) Michael Kernstock (1516 —1517), Hieronymus Zuvernumb (1522—1523, 1527—1528, 1531—1536), Hanns Fuchsperger (1525—1526), Wolffgang Rumpel (1529—1530) Michael Kernstock Um die Wende des 15. Jahrhunderts kam in Steyr eine Reihe neuer Ge¬ schlechter an die Herrschaft. Die Kriege mit Böhmen und Ungarnt) hatten den geregelten Ablauf der Wirt¬ schaft empfindlich gestört, die Verpfändung der Stadt durch Kaiser Friedrich III. an Georg von Stain und das folgende Zerwürfnis zwischen den beiden Geschäfts¬ partnern hatte zur Folge, daß nicht nur die Umgebung, sondern auch die Stadt, als Pfandobjekt, in Mitleidenschaft gezogen und verwüstet wurde. Viele Bürger und Kaufleute hatten das in Not geratene Steyr verlassen, um in der Ferne eine neue Existenz aufzubauen, die zurückgebliebenen Händler sahen sich einer schweren Wirtschaftskrise gegenüber. Ehemals wohlhabende Eisenhändler hatten nicht mehr genügend Kapital, um, wie bisher, regelmäßig Rohprodukte von den Innerberger Hammerwerken zu beziehen. Das „geschlagene Zeug“ blieb bei den Hammerherren liegen. Die Hammerherren ihrerseits gerieten in Schwierigkeiten, da sie Eisen nur nach Steyr verkaufen durften. Wie in allen Zeiten, die eine bestehende Ordnung erschüttern, bemächtigen sich nun allerlei Außenseiter des Handels. Wohl versuchte man vorerst mit einem Handelsverbote eine Regelung zu erzielen, als 1471 der Rat vom Kaiser ein Ver¬ bot des Handels durch nicht hausbesitzende Bürger erreichte. Diese Maßnahme zeitigte keinen Erfolg. Schon ein Jahr später mußte dieses Verbot insoweit ab¬ geschwächt werden, daß man jedermann, der den Besitz von 24 Pfund Pfennig nachweisen konnte, den Betrieb eines Handels erlaubte.?) Zahlreiche Auswär¬ tige, die in Steyr ein Warenlager besaßen und über dringend gebrauchtes Kapi¬ tal verfügten, erwarben nunmehr das Bürgerrecht und widmeten sich dem Handel mit Holz und Eisen. Unter diesen neuen Handelstreibenden waren viele Nürnberger, die von nun an, bis in die Anfänge des 17. Jahrhunderts, einen bedeutenden Ein¬ fluß auf den Eisenverlag ausübten. Unter den wenigen in Steyr verbliebenen Alteingesessenen befand sich die mit den vornehmsten Geschlechtern der Stadt versippte Familie Kernstock, deren Mit¬ 9 1478 endete der Krieg zwischen Kaiser Friedrich und dem ungarischen König Mathias. Wegen der dauernden Gefahr des Ausbruches neuer Feindseligkeiten brauchte das Land viel Geld. In Steyr wurde von jedem Vermögen, sogar dem der Dienstboten, eine Schatzsteuer eingehoben; Maut und sonstige Abgaben wurden bis aufs äußerste ausgeschöpft. Die Stadt, Ennsdorf und Steyrdorf wurden mit Mauern, Türmen und Gräben umgeben. 1480 kam der kaiserliche Baumeister Martin Felser zur Überwachung der Befestigungsbauten in die Stadt. In dieser Zeit wurden das Ennstor und das be¬ festigte Wachthaus auf dem Tabor gebaut. 1484 entbrannte ein neuer Kampf mit den Ungarn, die im November des folgenden Jahres bis Ernsthofen vordrangen und an beiden Flußufern Brückenköpfe errichteten. Erst 1490 konnten sie vertrieben werden. Dank der energischen Verteidigung durch den Schloßhauptmann Andreas Krabath und die Bevölkerung der Stadt gelang es dem Feinde nicht, in Steyr selbst einzudringen. L.V. 1, S. 128.
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