gesang von den knaben zu hören dann von den leuten“, heißt es 1460 in einer Ordnung für den Kantor von St. Stephan in Wien.*) Die musikalische Betätigung des Schulmeisters bei gottesdienstlichen Handlungen ist auch in der Steyrer Pfarr¬ kirchen=Ordnung vom Jahre 1503 festgelegt.ss Zur Bestreitung des Lebensunterhaltes bezog der Schulmeister das Schulgeld, von dem auch im Spruchbrief Albrechts V. die Rede ist: „Von des Lons wegen so Si (die Bürger) von irn kind (ern) aim Schulmaister geben“ Gewöhnlich betrug das Schulgeld in den süddeutschen Städten vierteljährlich 15 Pfennige, Armen¬ schüler bezahlten nur die Hälfte oder leisteten keine Zahlung.s6) Dieses Einkommen erhöhten die Einnahmen aus dem gewöhnlichen und dem durch Stiftungen beding¬ ten Chordienst.**) Sie betrugen z. B. je 12 Pfennig aus den Stiftungen Ackherlein Schmalzerin und Hesiber, ein halbes Pfund Pfennig aus der Theurwanger=, 60 Pfennig aus der Tungössinger= und 30 Pfennig aus der Kammerhuber=Stiftung. Bemerkenswert ist auch die Stiftung des reichen Nürnberger Kaufmannes Kunz Horn zur Erhöhung des „Gottsleichnamb Lobamtes“ vom Jahre 1492. Für die Teilnahme an der Sakramentsprozession in der Stadtpfarrkirche erhielt der Schul¬ meister ein Pfund Pfennig. Bei dieser Prozession trugen acht Schüler, bekleidet mit Chorrock und rotem Barett, vor dem Allerheiligsten Steckkerzen#s Die Chorstiftung Peter Stratzingers aus dem Jahre 1495 verlangte, daß Schulmeister und Schüler das Salve regina dem Kirchenjahr entsprechend täglich singen, dreistimmig jedoch an Sonn= und Feiertagen.**) Aus diesem Jahre stammen auch die Jahrtagsstiftung des Lederers Peter Wiesing und die Stiftung um die Rumplmühle in der Dietacher Pfarre. Aus ersterer bezog der Schulmeister fünf, aus letzterer ein Pfund Pfennig.“ Der Visitationsbericht des Jahres 1544 läßt vermuten, daß der Stadtschul¬ meister auch ein bestimmtes Jahreseinkommen vom Kirchenamt der Stadtpfarre be¬ zog.“) so daß vor der Reformationszeit die wirtschaftliche Lage des Schulmeisters nicht ungünstig gewesen sein dürfte und das Schulmeisteramt einem einträglichen Benefizium gleichkam.“ Die alte Stadtschule befand sich in der Nähe der Pfarrkirche. Wie Stephan Lamp in dem oben erwähnten Schreiben mitteilt, unterrichtete er „in der Pürger Schuelhauß“ das aber 1420 schon dem Stadtnachrichter gehörte. Im Jahre 1399 kaufte die Stadt vom Abte zu Garsten den „alten Pfarrhof“ am Rande des kleinen Friedhofes neben der Pfarrkirche und richtete hier die Schule ein. Die Kaufurkunde trägt auf der Rückseite den aufschlußreichen Vermerk: „kawffbrief ober den alten pfarrhoff, der nu die schuel ist".*) Allerdings störte die Nähe des städtischen Nach¬ richterhauses, das ebenfalls an den Friedhof gebaut war, den Schulbetrieb. Im Jahre 1490 beklagte sich der Pfarrer über die ungünstige Lage des Schulgebäudes. Durch das der Schule gegenüberliegende Gefängnisfenster sähen die Schüler Dinge, die für sie nicht erbaulich wären.“) Auf Grund dieser Angaben befand sich die Stadtschule im 15. Jahrhundert im heutigen Mesnerhaus (Brucknerplatz Nr. 6). Von hier aus konnte man das aus dem Grimort (Grünmarkt Nr. 14) aufstrebende Schergenhaus erblicken. Die gegen¬ wärtig den Friedhof abgrenzende Mauer, die den Ausblick zum Gefängnis verdeckt hätte, bestand um 1490 noch nicht, denn die Pfarrkirchen=Rechnung aus dem Jahre 1544 verzeichnet Ausgaben für Holz und Laden „zu den Plankhen auff dem freit¬ hoff gegen dem Nachrichterhaus“.“) Im Jahre 1543 finden wir „Gemainer Stat Schuel“ im Hause Berggasse Nr. 46, das die Stadt im Jahre 1500 vom Stift Spital am Pyhrn durch Kauf erworben hatte.“ Um 1525 hielt der Protestantismus seinen Einzug in Steyr. Einige Jahre später (1527—1529) wurde die Stadt zum Hauptstützpunkt der Wiedertäufer¬ Bewegung in Oberösterreich.*) Diese Ereignisse beeinflußten nachhaltig das Schul¬ wesen und führten schließlich zum Untergang der mittelalterlichen Stadtschule. An ihre Stelle traten „deutsche Schulen“ und eine evangelische Lateinschule, deren An¬ 95
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