Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

werden, das als Beigaben ein kleines Eisenmesser und einen Eisenring enthielt. Über diese vier Gräber konnte bereits im 98. Band des Jahrbuches des oberöster¬ reichischen Musealvereines (1953) Seite 30 berichtet werden. Da die Zeitstellung dieses Bestattungsplatzes durch die bis dahin vorliegenden Beigaben geklärt war, ergab sich nun auch eine Erklärung für jene Waffen, die das Volk als „Bajonette“ bezeichnete (leider war auch nicht eines bei den Einwohnern aufzutreiben). Es kann sich nur um Skramasaxe gehandelt haben, jene einschneidigen Kurzschwerter, die wegen ihrer langen, knauflosen Griffangel vom Volk leicht für Bajonette gehalten werden konnten, was bei den zweischneidigen Langschwertern mit ihren Griff¬ knäufen nicht geschehen konnte. Seit der Völkerwanderungszeit war das Skramasax eine germanische Nationalwaffe. Es findet sich regelmäßig in den Männergräbern aller germanischen Stämme, also auch bei den Baiern. Aus frühbairischen Reihen¬ gräbern Oberösterreichs liegen zahlreiche Skramasaxe vor. Der fränkische Geschichts¬ schreiber Gregor von Tours (540—594) erwähnt dieses Kurzschwert (IV, 46) mit folgenden Worten: „cultris validis, quos vulgo skramasaxos vocant“ (mit wuch¬ tigen Klingen, die man gemeiniglich Skramasaxe nennt). Es war zum Ein= und Aushenken am Gürtel eingerichtet. Erst am Ende der Karolingerzeit verliert diese Seitenwaffe des freien Mannes an Bedeutung. Nach E. Geßler (Die Trutzwaffen sie der Karolingerzeit vom 8. bis zum 11. Jahrhundert, 1908, S. 84 ff.) wurde aber im Osten (also in Altbaiern und seinen Marken) noch bis ins 10. bis 11. Jahrhundert getragen. So enthielt eines der beiden spätkarolingischen Reitergräber von St. Georgen an der Gusen, die beim Bahnbau im Jahre 1871 aufgedeckt wur¬ den, neben dem Langschwert (der Spatha) auch ein Skramasax (P. Karnitsch, Oberösterreichische Waffenfunde aus der Karolingerzeit. Heimatgaue, Ig. 12, 1931, im 10. Jahr¬ S. 42ff.). Es spricht für die Beliebtheit dieser Waffe, wenn noch hundert Eigennamen wie Sahsbern, Sahsbert, Sahsmar, Sahsmunt, Saxrich und Bonn 1900 Saxolf auftreten, die nach E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, zu ahd. sahs Sp. 1289, kaum zum Volksnamen der Sachsen, sondern unmittelbar = Messer gehören. Höchstwahrscheinlich wurden im karolingerzeitlichen Gräberfeld von Sierninghofen mehrere Skramasaxe gefunden, was für die ethnische Beurtei¬ lung der Bestatteten von entscheidender Bedeutung ist, wie wir noch hören werden. Um eine fachmännische Hebung der restlichen Gräber zu ermöglichen, bewilligte der Stadtrat von Steyr im Jahre 1953 in dankenswerter Weise einen ausreichen¬ den Betrag, der vom Kulturamt der Stadt Steyr der frühgeschichtlichen Abteilung des o.=ö. Landesmuseums zur Verfügung gestellt wurde. Diese führte die Grabung in der vorletzten Oktoberwoche 1953 durch, wobei noch folgende Gräber gehoben werden konnten: Jugendliches Skelett in Rückenstrecklage, Richtung SW—N0 Tiefe 80 cm. Grab 5 Beigaben: braungraues Töpfchen aus Glimmerton mit schmalem, aus¬ ladendem Mundsaum; an der Leibung eine Horizontalfurche, auf der Schul¬ ter zwei Wellenbänder. Höhe 10 cm, Randdurchmesser 10.5 cm, Bodendurch¬ messer 7.5 cm, größte Breite 11.5 cm (s. die Abbildung). Das Gefäß konnte leider nur zum Teil geborgen und mußte ergänzt werden. In der Becken¬ gegend lag eine eiserne Gürtelschnalle und unter dem linken Unterarm ein eisernes Messer mit Resten der Holzscheide. Das Skelett war von Rund¬ steinen (Geröllen) umgeben, der Schädel von einem großen, länglichen Stein überdeckt. Skelett eines Erwachsenen in Rückenstrecklage, Richtung SW—NO, Tiefe Grab6 65 cm. Beigaben: Rechts neben dem Unterarm ein Eisenmesser; in der Beckengegend ein Bronzeblechbruchstück; an beiden Handgelenken je ein offe¬ ner Bronzearmring, an den verjüngten Enden mit drei Rillen, an der gan¬ Links, halb unter zen Außenseite mit eingestanzten Halbkreisen verziert. Becken und Oberschenkel liegend, ein zweischneidiges Langschwert. Das Messer sowie das Schwert weisen Reste der Holzscheide auf, der Knauf des Schwertes Reste eines Gewebes. Die Bestattung war von großen Rand¬ steinen umgrenzt. 87

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