Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

Seine größte Gorce LEOPOLD STEINBRECHER Der Untermoser Hans im Goaslgraben hint, hat seit etla drei Wochen eine recht abscheuliche Geschwulst am Rücken, die trotz Salben und Pflaster nicht heilen wollte. Daß er dadurch beim Arbeiten behindert wurde, hätte er noch überwunden daß ihm vor lauter Erschwernissen aber schon gleich das Essen nimmer schmeckert, das hat ihn studierert g’macht. Denn auf's Essen hat er eh und je was gehalten. Wird halt doch das Beste sein, wie der Doktor meint, daß er in die Stadt fährt und sich den Tüppel im Spital wegnehmen läßt. Dann wird wieder alles recht sagt der Doktor, und der Appetit kommt von selber wieder. Das wäre das Aller¬ wichtigste, denn Essen hält Leib und Seele zusammen. Also meldet sich der Untermoser eines Tages mit einem recht lauten und freundlichen „Grüaß Gott“ in der Aufnahmekanzlei des Krankenhauses. Nach seinen Wünschen gefragt, plaudert der Hans redselig: „An Tüppel han i seit etla drei Wochen und den soll ich mir wegnehmen lassen, weil der mir ... „Schon gut, schon gut“, unter¬ bricht ihn der Beamte, „das müssen Sie bei der Untersuchung dem Herrn Doktor alles erzählen. Mir geben Sie, Ggren bitte, nur den Einweisungsschein Ih¬ resHausarztes. „So gach geht das auch wieder 79 net“, sagt darauf der Hans. „Da hätt ich vorerst noch eine Frag'. Wia is dös nachher mit da Kost bei Euch das Habt's doch was Repatürliches zum Essen? Denn mir hat einer vazählt, er war auch amal im Spital und da hät¬ ten's ihn mit lauter Karotten und □ Grünspeis abg'futtert. Das sag ich Euch gleich, da tu ich net mit! Belustigt zählte nun das Perso¬ nal der Kanzlei, zur Beruhigung Un¬ termosers, die delikatesten Speisen auf, die er in unbegrenzten Mengen wird speisen können. Noch einige Gegen¬ fragen hin und her und die Aufnahme erfolgte nun einverständlich. Bei der ärztlichen Untersuchung hatte der Hans nur soviel aufgeschnappt, daß er morgen operiert wird heute Penicilin=Injektionen bekommt und daß ihm die Schwester abends einen Einlauf machen soll. „Was wird denn das wieder sein? denkt der Hans, hoffentlich etwas Gutes, und daß mit dem Schmalz nicht gespart wird, sonst laß ich den Einlauf steh'n! Im Krankensaal erzählte der Untermoser seinen Mitpatienten das bei der Untersuchung Erlauschte, daß er morgen operiert werde usw. Sein Mißtrauen be¬ züglich der Esserei wurde ihm allseits schmunzelnd zerstreut. Sichtlich beruhigt 61

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