Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

und auf der Tenne tun, der Sohn und die Magd im Hause, also immer einer der Familie mit einem der Dienstboten. Als sie aus dem dämmerigen Zimmer, in dem der leuchtende Schnee auch noch am Abend eine sanfte Helligkeit zurückließ, in den Flur traten und sich hier trennten, setzten sich der Bauer und die Bäurin zum Tisch und beteten. Die jungen Leute aber stießen die Türen auf; sie räucherten und sprengten Segen für das künftige Jahr in alle Räume. den Der Sohn und die Magd stiegen auch auf den Dachboden hinauf, wo der Großvater lag. Im trüben Schein der Glut sahen sie die unheimlich große Truhe, und da fuhr ein Gedanke wie ein Pfeil durch beide. An diesem Orte würde sie niemand stören, denn so lange der Ahn auf dem Dachboden ruhte, führte hierher kein Weg zu irgend einer Verrichtung. Haus hinunter. Glücklich stiegen sie wieder in das sie nacheinander die Stiege empor, zuerst Schon am nächsten Tag schlichen der Sohn, dann die Magd. Es war ein niederer Winkel, wo sie sich zusammen¬ die Schindeln. Die zwei jungen Men¬ an fanden und der Mann stieß mit dem Kopf schen sahen sich in dem Halbdunkel ängstlich und fragend an, dann zog der Sohn die Magd neben sich nieder auf die Totentruhe. So saßen sie über dem toten Großvater und redeten vom Leben. Sie glaubten sich rein von Schuld, denn der Alte hatte ihnen ja freund¬ lich zugenickt, ehe er starb. Eines Tages erschraken sie wohl sehr, doch das seltsame Geräusch dort in der tiefdunklen Ecke war entstanden, weil der Nußhaufen plötzlich ausein¬ anderrieselte. * Mitten im Jänner fiel ein unge¬ wöhnliches Tauwetter ein, der Jank fraß den Schnee. Bauern von den einschichtigen Höfen Eines Tages war es so weit, daß die einen schmalen Steig in die Tiefe hinab auspflügen konnten. Sie vollbrachten es gemeinsam, und unten bei dem Wegkreuz, wo ein anderer, schon betretener Weg vorüberführte, atmeten sie erleichtert auf; jetzt hatten sie wieder ihren Auslauf in die Welt hinaus. In der Sternennacht stiegen sie dann wieder zu ihren Huben hinauf. Nun war auch der Tag gekommen, an dem sie den toten Großvater in die Erde legen konnten. Sohn und Knecht holten den Sarg vom Dachboden und hoben ihn auf den Schlitten in das Stroh. Dann banden sie ihn mit Stricken fest, damit er auf dem abschüssigen Wege nicht nach vorwärts ins Gleiten käme, und so brach¬ ten sie ihn zum Wegkreuz, wo der Pfarrer wartete und den Toten einsegnete. Sie hatten dann immer noch einige Stunden zu gehen, bis sie zum Friedhof hinab¬ kamen. Als die Hausleute am Abend um den Tisch beisammensaßen, war es ihnen, als seien sie nicht mehr vollzählig, als habe sie jemand verlassen. * Am Tage nach dem Begräbnis erwartete der Sohn die Magd wieder auf dem Plötz¬ Dachboden, aber er war ihnen auf einmal fremd und unheimlich geworden. Win¬ lich hörten sie Schrikte auf der Stiege. Sie drängten sich ganz in den finsteren kel zwischen Hausmauer und Dach. 53

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