Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

Den beiden Ehen Hanns Prandtstetters mit Margarethe Truendtins?) und Anna Paumgartnerinss) entstammten fünf Kinder: Margareth, Barbaxa u. Hanns aus erster, Catharina und Anna aus zweiter Ehe. Der große Reichtum des Bürgermeisters*“) erweckte den Wunsch des Hofes wieder einen seiner Beamten mit einer Tochter Prandtstetters zu verheiraten. Schon im Jahre 1512 waren er um 4000 und der Rat um 1000 Gulden gestraft worden, weil sie erlaubt hatten, daß seine Schwester Catharina außer Landes geheiratet hatte. Im Herbst 1515 sandte der Kaiser den Grafen Mannsfeld und seinen Hof¬ meister Sigmund von Dietrichstein zu Prandtstetter, daß er in eine Heirat seiner Tochter Margareth mit dem kaiserlichen Pfleger in Radkersburg, Achatz von Meckh¬ nitz, einwillige. Hanns Prandtstetter ging auf diesen Vorschlag ein, da ihm gleich¬ zeitig versprochen wurde, man werde die seinerzeit wegen der Verheiratung seiner Schwester verhängte Strafe nachsehen und „kraft kaiserlicher Macht und Gewalt“ aufheben. Als er später erfuhr, daß der Hof auch seine Tochter Barbara verheiraten wollte, kam er diesem zuvor und gab sie dem reichen und fleißigen Steyrer Han¬ delsmann Lorenz Gutbrodt, einem Witwer, zur Frauss). In den Jahren 1512 bis 1520 verwaltete Prandtstetter auch das Kirchen¬ amt. Im Jahre 1521 starb der Bürgermeister und wurde über seinen Wunsch in derPfarrkirche an der Seite seiner Eltern beigesetztss). Die Grabmale sind in der Stadtpfarrkirche nicht mehr vorhanden. Erst 1506 war es vorgekommen, daß seitens des kaiserlichen Hofes der Wunsch vonErblassern nicht beachtet wurde. Hanns Prandtstetter bewarb sich deshalb bei Lebzeiten um einen kaiserlichen Freibrief „Daß ihme und seinen Erben, alldiewei¬ lenvon ihme rechtlich= und natürliche Erben vorhanden seyn, Ihro Majestät sein 257 Gut nicht einziehen noch jemand dasselbe auszubitten gestatten wolle.. In seinem Testamente hatte der Bürgermeister fürsorglich Hab und Gut an seine Erben verteilt. Ein besonderes Augenmerk widmete er der Versorgung seiner 52) L. V. 1, S. 153. Tochter des Ratsbürgers, Handelsmannes und Stadtrichters (1451, 1452, 1461, 1463) Sigmundt Truendt, der „ausser seinen Mobilien drey Häuser in der Stadt, die drey Mühlen in Steyrdorff und Aichet, samt dem gantzen Zeug der Werkstatt, bey der Stadt Steyer den Waschhof und andere Grund¬ stücke .. .“ besaß. Er war auch der Stifter der Friedhofkapelle „nächst an der Stiegen beim Freidthoff“. 53) Testament Prandtstetters vom 24. 2. 1521, K. XI L. 13, St.=A.: Tochter des landesfürstlichen Waldmeisters für Innerberg und Vordernberg Sigmund Paum¬ gartner in Steyr. 54) L.V. 1, S. 216. Er besaß in der Stadt sechs Häuser, unter ihnen die Häuser Stadtplatz 12, 29 (Strasserisches oder Stadtschreiberhaus), 32 (Bummerlhaus 42; weiters das Stadtbad (heute Stadtplatz 37 —Ennskai 33), in Steyrdorf sechs Häuser, den Wasch= und Kleehof, etliche Wiesen und Gärten. Ein Haus in Eferding, der Edelsitz Ramingdorf und das Amt Oehling gehörten ebenfalls zu seinem Besitz. Im Testamente werden auch Silbergeschirr, Weingärten, Gründe Aecker, Kaufmannsware und gut verbriefte Außenstände erwähnt. 55)L.V. 1, S. 204 f. Später beschwerte sich auch die Landschaft bei Kaiser Maximi¬ lian wegen dieser erzwungenen Heiraten. Im Innsbrucker Libell v. 24. 5. 1518 entschied der Kaiser, daß nunmehr Eltern und Vormunde das Recht hätten, Ver¬ ehelichungen nach freiem Willen durchzuführen. 56 Siehe 53). Vund nemlich von Erst ist mein Lesster will Ordnung vund geschäfft/So pald Ich also mit tod abganngen vund nicht mer in leben bin das dann mein Todter Leichnam Ersamlich mir meinem Stande gemäß zu der Erden mit Ausleuten) vund procession) in Sanndt Giligen vund Sannd Khollmauß pfarrkirchen hir zu Steir alda mein lieb Vatter vund Mueter Begraben Ligen Bestatt durch got zu lob) meiner vund aller meiner Vatter Mueter Hausfrawen Vund vunser Vornordern ...“ 57) L.V. 1, S. 174 135

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