Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

erreicht habe. Der Hof hatte damals das Bestreben, reiche Mädchen an seine im¬ mer geldhungrigen Diener zu vermählen. Die Verheiratung einer anderen reichen Steyrerin, Catharina Prandtstettner, der Schwester des späteren Bürgermeisters Hanns Prandtstettner, an einen Salzburger Bürger, wurde vom Hofe übelgenom¬ men, weil dadurch viel Geld außer Landes kam. Der Rat wurde wegen Zulassung dieser Ehe mit 1000 Gulden und der Bruder der Braut mit 4000 Gulden Strafe belegt! Die Wahl für das Jahr 1513, bei der ebenfalls Khölnpeck als Bürgermeister hervorging, wurde ohne landesfürstlichen Konsens und nach altem Brauche vor¬ genommen. Man unterließ dabei auch die Durchführung der Wahl von 26 Bür¬ gern durch die Gemeinde, die, nach der kaiserlichen Entscheidung von 1507, ihrer¬ eits, gemeinsam mit den neu gewählten Räten, den Bürgermeister, den Stadt¬ richter und sechs neue Räte wählen sollten. Für die kleinen Bürger bedeutete dieser Bruch der seinerzeitigen Entscheidung eine Verdrängung aus den bereits errunge¬ Positionen. Sie wurden damit jedes Mitspracherechtes in der Verwaltung der nen Stadt beraubt. Große Sorgen wird dem Rat auch das Feuer in Ennsdorf im Jahre 1511, das 35 Häuser vernichtete, bereitet habents Ein besonderes Zeichen seiner Gunst bewies der Kaiser dem Rate der Stadt im Jahre 1512, als er ihm das Recht verlieh, mit rotem Wachs zu siegeln. Viele der bedeutendsten Adeligen durften damals für ihre Petschaft nur gelbes oder rotes Wachs verwenden. Im selben Jahre und nochmals 1514 besuchte der Kaiser Steyr und wurde mit großem Gepränge empfangen. Im letzten Amtsjahr des Bürgermeisters wurde erstmalig eine obere Ennsbrücke erbaut*). Damals standen an derselben noch keine festen Tore, sondern nur eine kleine Bastei. Khölnpeck starb 1526 und vermachte seinem einzigen Sohne Niclas aus drit¬ ter Ehe das große Handelshaus*). In seinem Testament bedachte er auch die Stadtarmen mit einer bedeutenden Geldspende.“). X Hanns Prandtstetter Seit dem Jahre 1507 waren zu den Ratswahlen wegen der zwischen den Ratsgeschlechtern und den Zünften bestehenden Unstimmigkeiten kaiserliche Kom¬ missare abgeordnet worden. Zwar hatte der Rat, unter Hinweis auf altes Her¬ kommen, gebeten, man möge, da in Steyr Ruhe herrsche, erlauben, die Wahl ohne eine landesfürstliche Kommission durchzuführen. Trotz dieses Ersuchens wurde eine 42) L.V. 1, S. 190, 192, 200. 43) L.V. 1, S. 199. 44) L.V. 1, S. 221: „An. 1524 ist die obere Prucken über die Enuß, wo jetzo das neue Thor ist, zum erstenmahl gebauet worden.“ 45) Stadtplatz 13, außerdem besaß er den der Herrschaft Steyr dienstbaren Göttenhof Khölnpeck scheint auch auf der Ennsleite Grundbesitz in der Schlüsselhofgasse. gehabt zu haben, denn am 20. 8. 1575 kam ein Vertrag zwischen der Gemeinde Ennsdorf und dem Untertanen der Herrschaft Steyr, Michael Datlauer, bezüglich des Kaufes einer Quelle auf dem Datlauergute um 30 fl zustande. Die Leitung führte über des Datlauer und Michael Brunners (Khölnpeckscher Untertan) Grund. 46) Testament des Andreas Khölnpeck v. ö. 11. 1525 K. 11., L. 13, St.=A.: Vermacht 1000 Pfund Pfennig den armen, bedürftigen Leuten zum Gemeinen Kasten, „den man allhie zu Steyr aufrichten willens ist.“ Sein Haus in der „Stat an der undern zeil zwischen der Eisengassen und Colman Gruentaller von Lynntz haws“ — seinem einzigen Sohne Niclas. Niclas übernahm die väterliche Handlung und führte sie bis ungefähr 1539. Er verkaufte das Handelshaus seines Vaters an Hans Strasser, kaufte sich die Herrschaften Salaberg und Ottsdorf und ging unter die Landstände. In erster Ehe war Niclas mit Martha Kernstock, der Tochter des reichen Hammerwerksbesitzers Georg Kernstock und in zweiter Ehe mit Rosina Mcergott aus Kärnten verheiratet. — Die Tochter Khölnpecks, Sybilla, heiratete Lorenz Schachner. 133

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