Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

Astronom, Geschichts¬ Johannes Miadias schreiber und Geograph Einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Steyr DR. FRIEDRICH STEINBOCK An der Wende zur Neuzeit hat, von Steyr ausgehend, ein Mann seinen Bil¬ dungsgang angetreten, der ihn als Hofgeschichtsschreiber und Reisebegleiter bis an die Seite Kaiser Maximilians, des letzten Ritters, emporführte. Es ist dies Jo¬ hannes Stabius, einer der bedeutendsten Humanisten seiner Zeit, Oester¬ reichs erster Kartograph, als Mathematiker und Astronom ebenso bedeutend, ein Mann, der sich nie Rast und Ruhe gönnte und dessen Arbeit wert ist, daß sie in der österreichischen Geistesgeschichte entsprechend gewürdigt wird. Johannes Stabius (sein deut¬ scher Name war Stab) bezeichnete sich als „Styrius“ oder „ex Styria“ 2 gebürtig, meist aber nur als „Austria¬ cus“. Jedenfalls läßt dies den sicheren STABIVE Schluß zu, daß er aus Steyr stamm¬ te. Denn auf die Herkunft legten die 40 Humanisten, die fast nie ein Wappen * nach Geburt trugen, wenig Gewicht; die Gewähr ihres Emporkommens war ihr Bildungsgang und erst mit der Macht des Wissens schufen sie sich Be¬ in deutung und Lebensstellung, meist enger Verbindung mit dem kaiserlichen Hofe. Letzteres galt besonders in den Regierungsjahren des bildungsfreund¬ lichen und für die humanistischen Wis¬ senszweige sehr aufgeschlossenen Kai¬ Jo¬ sers Maximilian des Ersten. Auch hannes Stabius wurde durch Maximi¬ lian zu einer Stellung emporgehoben die die ihm Ehre und Ansehen und sei¬ Möglichkeit zur vollen Entfaltung Wsrenenregtenentsgnrere. nes Wissens gab. eneenten Stabius absolvierte seine Studien Das Wappen des Johannes Stabius an der Universität in Ingolstadt; im von Albrecht Dürer Jahre 1482 wurde er Baccalaureus. (Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek) Er war zunächst Schüler des rührig¬ sten Humanisten dieser Zeit, Konrad Celtis (1459—1508) und später dessen bester Freund. 1494 war Stabius in Nürnberg und dürfte bereits in dieser Zeit Fühlung genommen haben mit Albrecht Dürer, mit dem ihn in späteren Jahren eine innige Gemeinsamkeit des Schaffens verband. Im Herbst 1497 kam Stabius erstmals nach Wien. Er erkundete die Aus¬ sichten für die Lehrtätigkeit des Konrad Celtis an der Wiener Universität. Hiezu ist zu sagen, daß in jenen Jahrzehnten der Konflikt zwischen den Vertretern der scholastischen Gelehrsamkeit und den Neuerern, den Humanisten, in vollem Gange 109

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