Aus dem Steyrer Heimathaus Kulturgut aus vergangenen Tagen stellen eine alte Steyrer Bibel und eine Statuette in gotischer Schnitzarbeit aus dem 14. Jahrhundert dar. Die Statuette zeigt eine nur mehr sehr seltene Vereinigung: die Mutter Anna, Maria und das Jesukind. Die Bibel, ein schwerer Band in Folioformat, ist ein Zeugnis der Kunst der Steyrer Buch¬ drucker im 18. Jahrhundert. Sie wurde 1722 in der Offizin des Jakob Jahn gedruckt. Wittib. Regina Madlseder hatte wieder geheiratet, und ihre Eingaben sind von da ab mit „R. Khollerin“ unterschrieben. Bei dieser endlichen Verhandlung muß die Forderung wiederum nicht zur Gänze beglichen worden sein, denn ein Jahr später, am 14. März 1631, hatte sich der Stadtrat immer noch mit ihr zu beschäftigen. Es wird beschlossen, daß unbe¬ dingt bezahlt werden müsse, „damit der Rat fürderhin unbehelligt bleibe“. Schön langsam bekam die hohe Obrigkeit genug von dem Fall der Madlsederischen Ver¬ lassenschaft. Christoph Seitter (Seütter) wird unter Androhung schärfster Ma߬ nahmen geboten, das Madlsederische Gut auszufolgen; scheinbar war er einer von denen, der das verwaltete Gut schon als sein eigenes betrachtete. Als Seitter auf diesen Befehl des Magistrates wieder nicht reagierte und die Madlsederin noch einmal Klage führte, übergab der Stadtrat auf Einschreiten des Bürgermeisters die ganze Angelegenheit dem Stadtgericht am 14. Juni 1631. Damit kam die Sache zur Ruhe, vier Jahre nach der Hinrichtung ihres Man¬ nes hat die Witwe den ihr zustehenden Vermögensanteil aus dem konfiszierten Gesamtvermögen zurückerhalten. Daß ihr das glückte, verdankte sie ganz allein ihrer mutigen Entschlossenheit, für sich und ihre Kinder ein neues Leben aufzu¬ bauen. Nie ließen ihre Briefe den schuldigen Respekt der Obrigkeit gegenüber ver¬ missen, aber auch nie klangen sie besonders unterwürsig. Sie wollte nichts als ihr Recht, von dem aber wich sie nicht um Haaresbreite. Sie kämpfte gegen Bürokratie und persönliche Anfeindung, gegen die Not ihres Alltags und die Grausamkeit ihres Schicksals, sie wußte, wofür sie es tat —und sie siegte. Quellen: Archiv Steyr K III/18, XI/18, H—R; Ratsprotokolle 1629, 1630, 1631; — Chronik der Stadt Steyr 1612—1635 von Jakob Zettl. 108
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