JOSEF OFNER Diinblaus Lindlodef Bortenschlager und Meistersinger zu Steur Zu den hervorragendsten Pflegestätten des Meistergesanges in Österreich zählt die Stadt Steyr. Mit wenigen Ausnahmen waren es Angehörige des Handwerks, sich in der Reformationszeit der „holdseligen Kunst“ mit großer Liebe hingaben. die Obwohl Heinrich von Ofterdingen, dessen Aufenthalt in der Eisenstadt bisher nicht nachgewiesen werden konnte!), als Ahnherr der Steyrer Meistersinger bezeich¬ net wird?), besitzen wir eine verläßliche Nachricht über den Meistergesang erst aus dem Jahre 1542. Jeronimus Rieger, ein Meistersinger aus Nürnberg, dichtete da¬ mals in Steyr seine „Klag über alle Welt“. Zwanzig Jahre später stand hier die Singkunst in voller Blüte. Aus Essen kam der weitgereiste „Kürschner und loblich Dichter“ Lorenz Wessel. Er schrieb 1562 für die hiesigen Meistersinger die „Tabu¬ ). Dieses latur ondt Ordnung der singer In Steyr Im Landt ob der Ens gelegen“s „meistersingerliche Gesetzwerk“ das auch der Singschule zu Iglau als Vorbild diente, enthält sämtliche Kunstregeln und umfaßt vier Abschnitte: „1. Die verschiedenen Reimarten und die Einrichtung des Gemerkes. 2. Die Strafen beim Binden der Reime und beim Vortrage des Gesanges im allgemeinen. 3. Die Fehler innerhalb des Verses und die Strafen bei gewöhnlichen Singschulen. 4. Die Strafen bei feierlichen Singschulen").“ Wessel dichtete in diesem Jahre zum Lobe der Meistersinger zu Steyr auch ein Lieds), in dem er die dreizehn Mitglieder der hiesigen Singschule namentlich anführt, und zwar die Messerer Thomas Springenstain, Stofferoder, Erhard Engel¬ auer, Melcher Klad, Martin Fronberger, die Ahlschmiede Severin und Hans Kriegsauer, die Schleifer Simon Hauerstein und Michael Schlaher, den Scher¬ schmied Christoph Weixelbraun, den Weber Matthäus Grandler, den Kürschner Friedrich Fachenback und schließlich als einen „Liebhaber der Kunst“ Jeronimus Keller In dieser Reihe finden wir auch den bedeutendsten Meistersinger Österreichs, den Ahlschmied Severin Kriegsauer. Er erfand fünfzehn Weisen („Meistertöne“ Vorliebe von den Nürnbergern angewandt wurden. Sein Name findet sich die mit einem städtischen Steuerbuch aus dem Jahre 1567 und im Ratsprotokoll in noch 4. vom Jänner 1570°). 1)I. Angsüßer, Anton Ritter von Spaun. Seine Persönlichkeit und seine litera¬ S. 46. rischen Werke. Jahrbuch des OO. Musealvereines (1933), Bd. 85, 2) —Vgl. I. W. F. Mayer, Der Meistergesang in Oberösterreich (1898), S. 8. Nagl, J. Zeidler, E. Castle, Deutsch=Österreichische Literaturgeschichte (1898), 1, S. 530 ff. Bd. 3) 1898 befanden sich zwei Handschriften der Steyrer Tabulatur in der königlichen Bibliothek zu Dresden (M 7, M 16) und eine im Stadtarchiv zu Iglau. 4) M. Enzinger, Kleinste Literaturgeschichte Steyrs. F. Mayer, a. a. O., S. 10. — Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr (Oktober 1952), S. 13 f. 5) „Im freyen ton Hans Foltzenn Namen der Meister Singer zu Steur. 61 F. Mayer, a. a. O., S. 8. 7 Rp. 1570, f. 281: „Seuerin Khriegsauer All¬ St., Steuerbuch 1567, S. 74; — schmidt seines geflüderwerch Zunegst an der Müllner geflüderwerch unterm Schaurstein gelegen . . .“ (Badgasse in Steyrdorf). 93
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