HEIMATKUNDLICHER TEIL Postmeister und Ahenköstter Ein Beitrag zur Geschichte des Steprer Postwesens in früheren Jahrhunderten Von Josef Ofner die Geschichte des Post= und Botenwesens der Stadt Steyr fand bisher in der heimatkundlichen Literatur fast keine Beachtung. Dieser Mangel mag wohl auf die ungünstige Quellenlage zurückzuführen sein, denn für die Zeit vor 1747 gewähren nur die Ratsprotokolle, deren Durchsicht aber überaus zeitraubend ist, Einblick in die damaligen Postverhältnisse. Schon im Mittelalter entwickelte sich in den Städten ein eigenes Berufs¬ botenwesen. Daneben besorgten aber auch Ordensangehörige, Reisende und Fleischhacker, deren Viehtrieb sich oft über große Landgebiete erstreckte, nicht selten Botendienste. Die ersten Nachrichten über regelmäßige Kurse einer kaiserlichen Post, die anfänglich nur staatlichen Zwecken dienten und daher der Bevölkerung nicht zur Verfügung standen, stammen nach der einschlägigen Literatur aus dem Jahre 14891). Die kaiserliche Post dürfte aber schon vor diesem Zeitpunkt durch längere Zeit bestanden haben. Valentin Prevenhueber berichtet nämlich in seinen Annalen, das Steyr von der 1490 vom Kaiser Friedrich gekauften Mühle zwischen den Brücken und einem in früheren Zeiten den Herren von Wallsee gehörigen Hause am Berg dem Landesfürsten 50 Pfund Pfennig zu reichen hatte. „Dies ist nun derjenige Dienst“ so bemerkt Prevenhueber, „wel¬ cher von vielen Jahren her dem kaiserlichen Postamt“ gegeben werden mußte'). Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eingerichteten landesfürst¬ lichen Postkurse, die häufig über Linz führten, waren infolge der schlechten Staatsfinanzen meist von kurzer Dauer. Ausschlaggebend für ihre Errichtung war vielfach der jeweilige Aufenthaltsort des Landesfürsten oder der Stand¬ Ort des kaiserlichen Heeres. Die Postboten erhielten zeitweilig nur geringen Lohn, so das sie gar bald neben amtlichen Poststücken auch private Brief¬ schaften befördertens). Noch 1582 ersuchte der im landesfürstlichen Postdienst stehende Michael Prenpacher den Rat zu Steyr, an Erzherzog Karl zu Schrei¬ damit er seine ausständige Postbesoldung erhalte“ den Die kaiserliche Post war mit bestimmten Vorrechten ausgestattet. Sie ge¬ Mautfreiheit und hatte eigene Hornsignale, die die übrigen Fuhrwerke noß Ausweichen aufforderten. Ihr mußten die Stadttore auch in der Nacht zum ffnet werden und ihre Bediensteten waren uniformierte) geöf Neben der kaiserlichen Post bestanden gegen Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts auch Postverbindungen, die von der Landeshauptmann¬ schaft und den Landständen unterhalten wurden') In den Städten aber finden wir noch das alte Botenwesen. Steyr verfügte über Boten, die in der Stadt die Botengänge verrichteten („Stadt¬ boten“) und über solche, die nach auswärts, vornehmlich nach Enns, Linz, Wels, Passau und Nürnberg regelmäßig den Botendienst versahen. Sie waren, wie aus den Ratsprotokollen des Jahres 1570 hervorgeht, berechtigt, die 73
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